Sozialministerin Brigitte Zarfl hat am Montag zwei Studien zur Zukunft der Pflege in Österreich präsentiert. Damit soll die Basis für eine Pflegereform geschaffen werden.
Die Zukunft der Pflege wird künftig weniger ein Problem der Finanzierung, sondern vielmehr des fehlenden Pflegepersonals. Eine Studie der „Gesundheit Österreich GmbH“ (GÖG) geht bis 2030 hierzulande von einem zusätzlichen Bedarf von 75.700 Kräften aus, erläuterte Studienautor Herwig Ostermann. Davon sind laut Prognose 41.800 diplomierte Pflegekräfte, 25.200 im Bereich Pflegeassistenz und 8.700 Heimhilfen. Da rund ein Drittel der Pflege- und Betreuungspersonen über 50 Jahre alt ist, ergibt sich allein aufgrund von Pensionierungen ein Bedarf von 41.500 Beschäftigten, die restlichen 34.200 sind auf den steigenden Zusatzbedarf aufgrund demographischer Faktoren zurückzuführen. Die Studie geht von einem jährlich zu deckenden Jahresbedarf an Pflegefachkräften zwischen 3.900 und 6.700 Personen pro Jahr auf. Spätestens ab 2024 könne nicht mehr davon ausgegangen werden, dass der Bedarf mit Absolventen gedeckt werden könne, sagte Ostermann. Daher müssten schon jetzt Maßnahmen ergriffen werden.
Die Untersuchung wurde zu Beginn der Woche von Sozial- und Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl präsentiert – zusammen mit einer weiteren Untersuchung zu Frage der künftigen Finanzierung der Pflege. Die Ergebnisse sollen der kommenden Regierung beziehungsweise in den laufenden Koalitionsverhandlungen als Grundlage dienen, sagte Zarfl. Die Finanzierungsstudie des Instituts für höhere Studien (IHS) untersuchte die Pflegefinanzierung im europäischen Ländervergleich. Dafür wurden die Modelle von Dänemark, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Spanien mit dem hiesigen hinsichtlich Systemcharakteristika, Mittelaufbringung und jüngsten Reformen gegenübergestellt. Dabei habe sich etwa gezeigt, dass die österreichische Regelung der Mittelaufbringung mittels Steuerfinanzierung ohne Zweckbindung durchaus im internationalen Trend liege, erklärte IHS-Chef Martin Kocher. Er betonte, dass eine Umstellung auf ein Modell, das primär über Sozialversicherungsbeiträge finanziert wird, „nicht die optimale Lösung“ sei, da es sich negativ auf die Lohn- und Abgabenquote auswirken würde. Auch seien derartige Modelle stärker von konjunkturell bedingten Entwicklungen des Arbeitsmarktes abhängig. Die ÖVP hatte im vergangenen Wahlkampf ein derartiges Modell aufs Tapet gebracht. Österreich gibt derzeit zwischen 1,3 bis 1,9 Prozent des BIP für Pflege aus. (red/APA)