Studie: Gängiges Schmerzmittel wirkt nur begrenzt

© RomarioIen/Shutterstock.com

Eine Forschungsarbeit der Medizinischen Universität Wien zeigt, dass ein gängiges Lokalanästhetikum nicht so gut wirkt, wie bisher gedacht.

Liposomales Bupivacain wurde vor zwölf Jahren auf den Markt gebracht, um eine langanhaltende lokale Schmerzkontrolle zu ermöglichen. Das Mittel wird als Lokalanästhetikum insbesondere bei orthopädischen Eingriffen eingesetzt. Eine Forschungsarbeit der MedUni Wien zeigt nun allerdings die begrenzte Wirksamkeit der Substanz auf: Bei den Studienteilnehmer:innen wurden zur Schmerzkontrolle nach Zufallsprinzip jeweils zwei Nervenblockaden mit Bupivacain durchgeführt, einmal in der herkömmlichen und einmal in der liposomalen Form. Liposomal bedeutet, dass der Wirkstoff in Liposomen genannten Bläschen eingekapselt ist, was eine langsamere Freisetzung über einen längeren Zeitraum ermöglichen soll. Die Verabreichung von liposomalem Bupivacain führte bei etwa einem Drittel der Proband:innen zu einer erfolgreichen Blockade der Schmerzleitung, im Vergleich zu 100 Prozent nach Gabe der herkömmlichen Form. „Daraus lässt sich schließen, dass liposomales Bupivacain allein nicht ausreicht, um die Schmerzen während einer Operation zu kontrollieren“, lautet das Fazit von Anästhesisten und Co-Erstautor Peter Marhofer. Was die länger andauernde postoperative Wirksamkeit betrifft, so führte liposomales Bupivacain im betroffenen Bereich des Körpers zwar zu einer über dreieinhalb Tage anhaltenden reduzierten Schmerzempfindlichkeit. „Allerdings kann diese Wirkung aufgrund unserer Messungen nicht als verlässlich angesehen werden“, erklärte Marhofer, „da die Wirksamkeit auch innerhalb eines Probanden unberechenbar war und über die Zeit teilweise mehrmals ab- und wieder zunahm.“

Bisher wusste man kaum über die Wirksamkeit von alleiniger Verwendung von liposomalem Bupivain in der Schmerztherapie während und unmittelbar nach Operationen Bescheid, da die Kombination von beiden Bupivacain-Formen empfohlen wird. „Unsere Studie zeigte unvorhersehbare Effekte von liposomalem Bupivacain in Bezug auf Nervenblockade und damit einhergehender Schmerzlinderung. Basierend auf unseren Erkenntnissen kann die Substanz somit derzeit nicht für den Gebrauch in der Schmerztherapie während und nach Operationen empfohlen werden“, betonte Studienleiter Markus Zeitlinger abschließend. Die Studie wurde als Zusammenarbeit von Wissenschaftler:innen der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie und der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie mit 25 freiwilligen, gesunden Proband:innen randomisiert, kontrolliert und dreifach verblindet durchgeführt und in der Zeitschrift der „American Society of Anesthesiologists“ (ASA), publiziert. (kagr)

SERVICE: Publikation