Deutsche Untersuchungen liefern nun Beweise dafür, dass Ingwer tatsächlich positive Effekte auf das Immunsystem hat.
Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) stuft den Ingwerwurzelstock als traditionelles pflanzliches Arzneimittel ein – allerdings nur „zur Linderung der Symptome der Reisekrankheit und zur Behandlung leichter krampfartiger Magen-Darm-Beschwerden, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen“. Trotzdem setzen viele Menschen, vor allem in den kälteren Monaten, auf Ingwer, um auch das Immunsystem zu stärken und Erkältungen abzuwehren. Die These, dass der Verzehr von Ingwer tatsächlich einen positiven Einfluss auf unser Immunsystem hat, wurde nun durch Forschungen des Leibniz-Instituts für Lebensmittel-Systembiologie der Technischen Universität München unterstützt.
In einem Laborversuch fanden Forschende heraus, dass bereits geringe Mengen eines Ingwerscharfstoffes weiße Blutkörperchen in erhöhte Alarmbereitschaft setzt. Genauer genommen der Scharfstoff [6]-Gingerol, der seine „geschmackliche“ Wirkung über den sogenannten TRPV1-Rezeptor entfaltet – ein Rezeptor, der auch in weißen Blutkörperchen zu finden ist. Deshalb prüften die Wissenschafter:innen, ob der Scharfstoff über den Rezeptor die Aktivität der Immunzellen beeinflusst und konnten ihn in den neutrophilen Granulozyten nachweisen. Sie machen ungefähr zwei Drittel der weißen Blutkörperchen aus und sind dafür zuständig, Bakterien abzuwehren.
Für die Studie nahmen die Testpersonen einen Liter Ingwertee innerhalb von 20 Minuten auf nüchternen Magen zu sich, wobei der Ingwer in Form von einer frischen, geschälten chinesischen Ingwerknolle zerkleinert für 15 Minuten in kochendem Wasser gebrüht wurde. Die Laborversuche der Forschungsgruppe um Gaby Andersen zeigten, dass bereits eine sehr geringe Konzentration von knapp 15 Mikrogramm [6]-Gingerol pro Liter Nährmedium ausreicht, um die Zellen in eine erhöhte Alarmbereitschaft zu versetzen, wie auch das Deutsche Gesundheitsportal berichtet. Die stimulierten Zellen reagierten im Vergleich zu Kontrollzellen um etwa 30 Prozent stärker auf ein Peptid, das eine bakterielle Infektion simuliert. Die Zugabe eines TRPV1-Rezeptor-spezifischen Hemmstoffs hob die durch den Scharfstoff [6]-Gingerol hervorgerufene Wirkung wieder auf.
„Somit reichen zumindest im Versuch sehr geringe [6]-Gingerol-Konzentrationen aus, um über den TRPV1-Rezeptor die Aktivität von Immunzellen zu beeinflussen. Im Blut ließen sich solche Konzentrationen theoretisch durch den Konsum von gut einem Liter Ingwertee erzielen“, kommentiert Andersen die Studienergebnisse. „Damit stützen unsere Ergebnisse die Annahme, dass der Konsum üblicher Ingwermengen ausreichen kann, zelluläre Antworten des Immunsystems zu modulieren. Dennoch sind noch viele Fragen auf molekularer, epidemiologischer und medizinischer Ebene offen, die es gilt, mithilfe einer modernen Lebensmittel- und Gesundheitsforschung zu klären“, fügt ihre Kollegin Veronika Somoza hinzu. (red)
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