Ein solidarisches Gesundheitswesen mit Chancengleichheit bedeutet eine Win-Win-Situation. „Gesunde Länder sind reicher“, erklärte am Dienstag der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach bei den Gesundheitsgesprächen in Alpbach.
Biach stellte eine im Auftrag seines Hauses von WU-Wien-Experten durchgeführt Studie zur „Sozialen Mobilität und Gesundheit bei Geburt“ zusammen mit Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ), seinem steirischen Ressortkollegen Christopher Drexler (ÖVP) sowie Martin Schenk-Mair (Diakonie) und der Olympia-Hürdenläuferin Beate Schrott vor. Die Untersuchung zeigte ganz deutlich, wie negative Einflussfaktoren die Gesundheit von Neugeborenen beeinflusst und sie diese mit ins Leben nehmen – bis hin zu einer späteren schlechten sozialen Lage. „Es ist ein Vier-Stationen-Kreislauf aus sozioökonomischem Status der Eltern, pränatalen Einflussfaktoren (Gesundheit, Ernährung, Alkoholkonsum der Mutter, Rauchverhalten etc.; Anm.), Geburtsgewicht und schließlich wieder dem sozioökonomischen Status der Kinder mit späterer Bildung, Einkommen, Beruf und Vermögen“, sagte Biach. Diese Einflussfaktoren müsse man zum Positiven hin beeinflussen.
Nimmt man allein das Geburtsgewicht als Einflussfaktor, schneidet Österreich gut, aber nicht hervorragend ab: 2016 wiesen 6,4 Prozent oder rund 4.500 aller Lebendgeborenen ein zu niedriges Geburtsgewicht von unter 2.500 Gramm auf. Das war nur knapp unter dem OECD-Durchschnitt von 6,5 Prozent. In nordeuropäischen Ländern sind es um die fünf Prozent. Österreich hat über Jahre hinweg keine großen Fortschritte gemacht. „Entscheidender Faktor ist der Zugang zum österreichischen Gesundheitssystem. Die Spätfolgen eines geringen Geburtsgewichts schlagen sich volkswirtschaftlich nieder“, sagte Biach. Gesunde Menschen seien leistungsfähiger, würden durch weniger Krankheit weniger Kosten für das Gesundheitswesen bedeuten und weniger Transferleistungen benötigen.
Seit 2015 wurde mit einem Budget von drei Millionen Euro pro Jahr in Österreich das System der „Frühen Hilfen“ etabliert, in dem vor allem junge Familien und Schwangere mit schlechter Ausgangssituation auf den erwarteten Nachwuchs vorbereitet und am Beginn unterstützt werden. Der Chef des Hauptverbandes nannte zwei schlagende Beispiele, wie sich diese Investition rechnet: Eine Mutter mit Depressionen wurde intensiv unterstützt und behandelt. Das kostete rund 20.000 Euro. Ohne diese Intervention rechnete man mit 320.000 Euro an später notwendigen Ausgaben. Ein Sprachkurs und weitere Maßnahmen für eine Mutter mit Migrationshintergrund kostete beispielsweise rund 19.000 Euro. Dem „Investment“ wären sonst 368.000 Euro an Ausgaben gegenübergestanden. „Investition in den Menschen rechnet sich“, sagte Biach. (APA)