Die Prävalenz von Adipositas ist im Steigen begriffen und mit ihr auch die zahlreichen Folgeerkrankungen – eine Entwicklung, die sowohl in Krankheitslast als auch in Kosten gemessen zu einer großen Herausforderung für die Gesundheitssysteme werden wird, sagt eine neue Studie.
Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO) zufolge sind in Österreich rund ein Fünftel oder 20,1 Prozent (altersstandardisiert, 2016) der über 17-Jährigen von Adipositas betroffen. In den letzten 30 Jahren ist eine Verdoppelung dieses Anteils festzustellen. Die geschlechtsdifferenzierte Betrachtung zeigt, dass Männer anteilsmäßig stärker von Adipositas betroffen sind als Frauen: Im Jahr 2016 lag die Fettleibigkeitsrate bei Männern um 3,6 Prozentpunkte über jener der Frauen. Das Verhältnis hat sich historisch gewandelt, Mitte der 70er-Jahre rangierte der Anteil bei Männern noch unter jenem der Frauen, erst am Beginn der 1990er-Jahre kam es zu einer Umkehr. Zu diesem Schluss kommt die Health System Watch III/2019, die vom Institut für Höhere Studien (IHS) regelmäßig als Beilage der Zeitschrift Soziale Sicherheit des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger veröffentlicht wird.
Übergewicht und Adipositas begünstigen neben gesellschaftlicher Stigmatisierung und Diskriminierung sowie den daraus resultierenden psychischen Belastungen auch eine Vielzahl an damit zusammenhängenden Krankheiten. Darunter fallen etwa Bluthochdruck, Hyperlipidämie und Typ-2-Diabetes, und Folgen wie koronare Herzkrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankungen, verschiedene Krebserkrankungen oder Arthrose, sagt Thomas Czypionka, Leiter Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik, im Institut für Höhere Studien. Die zunehmende Prävalenz von Adipositas und die Begünstigung von Begleiterkrankungen stellen somit eine erhebliche Belastung für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft im Allgemeinen dar.
Unter den vielen Ursachen stechen vor allem mangelnde Bewegung und falsche Ernährung hervor. Eine für die öffentliche Gesundheit problematische Rolle spielen dabei Teile der Nahrungsmittelindustrie, indem sie über diverse Mechanismen auf Regierungen, Wissenschaft sowie auf Konsumentinnen und Konsumenten Einfluss nehmen. Mögliche Maßnahmen gegen die steigende Prävalenz von Adipositas wären etwa Lebensmittelkennzeichnungen und steuerliche Maßnahmen. (red)