Experten kritisieren die Sparpolitik im Hinblick auf Impfstoffe. Jeder in die Impfung investierte Euro komme mehrfach zurück, hieß es bei der Präsentation einer aktuellen Untersuchung.
Dass Impfungen eine der effektivsten Gesundheitsmaßnahmen überhaupt sind, ist schon lange unbestritten. Dass eine Covid-19-Impfung das beste Mittel darstellt, um aus der derzeitigen Pandemie herauszukommen, auch. Nun wurde der Effekt der Covid-19-Impfung für Österreich erstmals in Form einer Budget-Impact-Analyse in Zahlen gegossen. Es zeigt sich, dass mit einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent in den nächsten Jahren nicht nur Zehntausende Todesopfer und enormes menschliches Leid verhindert, sondern Gesundheitssystem und Gesellschaft auch um mehrere Milliarden Euro entlastet werden können. Experten drängen deshalb auf eine rasche Beschaffung von Impfstoffen – unabhängig von den Kosten.
„Alle Impfungen, die es bis jetzt gibt, haben einen mehrfachen Nutzen“, erläutert Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller. „Egal, ob das Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken, Masern oder HPV sind. Sie alle führen zu einer Reduktion der Krankenhausaufenthalte und der Langzeitfolgen, dem Erhalt von Arbeits- und Erwerbstätigkeit, dem Aufbau von Gemeinschaftsschutz, einer Reduktion von Epidemien und Kostenersparnissen für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft.“ Für die Covid-19-Impfung würde sich der positive Effekt von Impfungen nun in einer ganz neuen, noch nie dagewesenen Dimension zeigen, so Gallo-Daniel.
Evelyn Walter, Geschäftsführerin des Instituts für Pharmaökonomische Forschung, hat für ihre Untersuchung eine „Welt mit Impfung“ mit einer „Welt ohne Impfung“ verglichen. Fazit: Bei einem Modell von einer Durchimpfungsrate von 70 Prozent (80 Prozent bei Personen über 50) bis Oktober 2021 und von einer Effektivität der Impfungen von 88 Prozent, lassen sich durch die Impfung bereits 2021 fast 100.000 Covid-19-Fälle verhindern. Noch heuer käme es durch die Impfung außerdem zu knapp 25.000 weniger Hospitalisierungen auf der Normalstation und etwa 3.900 weniger Aufenthalten auf der Intensivstation. „Am erfreulichsten ist jedoch, dass es insgesamt durch die Verfügbarkeit der Impfstoffe innerhalb von drei Jahren zu rund 35.000 weniger Todesfällen kommen wird“, bringt die Pharmaökonomin die Ergebnisse auf den Punkt. Die Entlastungen im Gesundheitssystem durch die Impfungen werden voraussichtlich schon heuer 234 Millionen Euro betragen, 2023 werden es sogar über 500 Millionen sein. Dazu kommen Entlastungen für die Gesellschaft (indirekte Kosten) von 1,3 Milliarden Euro jährlich ab 2022. (red)