Wissenschaftler:innen untersuchten Auslöser der Covid-19-Impfmüdigkeit, um in Zukunft besser für neu auftretende Virusvarianten gerüstet zu sein.
Wie schon in den vergangen zwei Jahren ist die Impfbereitschaft der österreichischen Bevölkerung bei Covid-19 enden wollend – Booster-Impfungen werden immer weniger in Anspruch genommen. Um sich bestmöglich auf zukünftige Virusvarianten und möglicherweise weitere Pandemien vorzubereiten, untersuchte ein Team um Tanja Stamm vom Institut für Outcomes Research der MedUni Wien die Hintergründe der steigenden Impfmüdigkeit. Für die Studie wurden insgesamt 6.357 Teilnehmer:innen aus Österreich und Italien zu unterschiedlichen Zukunftsszenarien befragt, wobei zufällig zwischen Arten der Kommunikation, Kosten, positive Anreize (wie Prämie, Gutschein), das Auftreten von weiteren Virusvarianten sowie gesetzliche Regelungen (wie Impfpass, Impfpflicht) variiert wurde.
Die Ergebnisse zeigen die Bildung von Subgruppen: Die geringste Impfbereitschaft zeigte sich in der Gruppe jener Personen ohne Erstimpfung, die außerdem ein geringes Vertrauen in Politik und gesellschaftliche Institutionen aufwiesen. Personen, die bisher bereits mindestens eine oder zwei Impfdosen erhalten hatten, zeichneten sich durch eine sehr hohe Pandemiemüdigkeit aus und wiesen eine mittlere Bereitschaft für weitere Auffrischungsimpfungen auf. Anreize wie Gutscheine steigerten die Impfbereitschaft aber eher als in der ersten Gruppe.
Personen mit bereits drei oder mehr Impfungen zeigten sich am ehesten zu weiteren Boostern bereit. Für sie erwiesen sich das Angebot von angepassten Impfstoffen, der niederschwellige Zugang zur Impfung sowie der Konsens von Expert:innen über Impfempfehlungen als wichtigste Determinanten. „Um eine hohe Immunität in der Bevölkerung auch in Zukunft aufrechterhalten zu können, ist es angesichts dieser Ergebnisse empfehlenswert, saisonal angepasste Impfstoffe bereitzustellen, den niederschwelligen Zugang zur Impfung aufrechtzuerhalten und den Konsens von Expert:innen zu berücksichtigen“, sagt Studienleiterin Stamm. Neben positiven Anreizen brauche es Maßnahmen, die das Vertrauen in Politik, Gesundheitswesen und Wissenschaft stärken. „Die Ergebnisse dieser Studie können darüber hinaus Entscheidungsträger:innen und Verantwortlichen bei künftigen Strategien zum Beispiel im Herbst als Orientierung dienen“, fasst Stamm zusammen. Die Ergebnisse der Studie der Wissenschafter:innen der Medizinischen Universität Wien, der Universität Wien und der Universität Perugia in Italien wurden im Top-Journal „Nature Medicine“ publiziert. (APA/kagr)
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