Die Suche nach Möglichkeiten, den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion bzw. von Covid-19 medikamentös zu beeinflussen, hat bereits im Vorjahr verschiedenste Mittel in Diskussion gebracht. Einige wichtige Studiendaten dazu sind in den vergangenen Tagen veröffentlicht worden.
In Laien-, aber auch in manchen Ärztekreisen, wurde in der jüngeren Vergangenheit die hoch dosierte Einnahme von Zink und/oder Vitamin C bei SARS-CoV-2-Infektionen als potenzielles Prophylaktikum gegen schwere Krankheitsverläufe diskutiert. Bei Vitamin C war das in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder bei verschiedensten Erkrankungen der Fall. Zink soll bestimmte Immunzellen stärken. Der Anwendung dürfte allerdings eine Studie von Kliniken der Cleveland-Gruppe (Cleveland/Ohio und Weston/Florida) jetzt einen Riegel vorgeschoben haben. Sie ist im Journal der American Medical Association (JAMA) erschienen. Aufgenommen wurden 214 SARS-CoV-2-Infizierte. Ihr Alter betrug im Durchschnitt 45 Jahre. In vier gleich großen Gruppen erhielten sie zehn Tage lang entweder täglich 50 Milligramm Zink, acht Gramm Ascorbinsäure, beides oder nur die Standardbehandlung ohne diese Mittel. Egal, was die Probanden bekamen, das Ergebnis war ähnlich. Es wurde kaum ein Unterschied erzielt: Ohne jede Intervention besserten sich die Covid-19-Symptome durchschnittlich binnen 6,7 Tagen um 50 Prozent. Mit Vitamin C war das nach 5,5 Tagen der Fall, mit Zink nach 5,9 Tagen und in der Kombination der beiden Substanzen wiederum nach 5,5 Tagen.
Ganz ähnliche Ergebnisse – keine Wirkung – wurden von brasilianischen Ärzten mit einer einmaligen hoch dosierten Vitamin D-Gabe bei hospitalisierten Covid-19-Patienten mit zusätzlichem Sauerstoffbedarf registriert. Auch diese Studie ist vor kurzem in JAMA erschienen. 240 Patienten hatten entweder einmal 200.000 Internationale Einheiten (IU) Vitamin D3 zum Schlucken bekommen oder ein Placebo. Doch auch dabei zeigte sich: Die Vitamin-Gabe brachte weder einen kürzeren Krankenhausaufenthalt noch weniger Aufnahmen in eine Intensivstation oder eine geringere Mortalität. „Während dieser ganzen Pandemie haben wir schon gesehen, wie biologische Plausibilität und Daten aus Beobachtungen sich oft nicht in Studien mit Placebo-Kontrolle und Zufallszuteilung der Patienten in Vergleichsgruppen in bessere Behandlungserfolge umsetzen ließen“, schrieb dazu im Journal Watch-Online-Magazin des New England Journal of Medicine Patricia Kritek von der amerikanischen Gesellschaft der Lungenspezialisten in einem Kommentar.
Bis zu einer Pressekonferenz brachte es im Juni vergangenen Jahres auch in Österreich das sogenannte Konvaleszentenplasma: Blutplasma von Covid-19-Genesenen. Die darin enthaltenen Antikörper gegen SARS-CoV-2 sollten Schwerkranken helfen. Einzelfälle wurden als Beispiel für den positiven Effekt bei Covid-19 präsentiert, heftig zum Plasmaspenden aufgerufen. Die Wissenschaft spricht derzeit allerdings gegen einen breit nachweisbaren Effekt von Konvaleszentenplasma. Wiederum in JAMA ist vor kurzem eine Meta-Analyse von vier publizierten Studien über wie Wirksamkeit (Veröffentlichungen mit Peer Review) mit 1.060 Patienten erschienen. Hinzu kamen die Daten aus weiteren sechs noch nicht veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen mit vielen tausend Behandelten. Fazit: Zwischen den Patienten, die in den ersten vier veröffentlichten wissenschaftlichen Untersuchungen mit dem Plasma behandelt wurden und jenen, die keines erhielten, gab es nur einen statistisch nicht signifikanten Unterschied in der Sterblichkeit von sieben Prozent. Bei der Auswertung der Informationen von 10.722 Patienten mit oder ohne Plasmabehandlung war der Unterschied bei zwei Prozent. Auch bei allen sonstigen Kriterien für den Verlauf einer Covid-19-Erkrankung zeigte sich kein Effekt, wie Perrine Janiaud und ihre Co-Autoren feststellten. (APA/red)