Große Betroffenheit herrschte am Dienstag auch im Gesundheitssektor über den Terroranschlag in Wien. Anerkennung gab es für die Einsatzkräfte, Rettung und Spitalspersonal. Die Apotheken im ersten Bezirk bleiben geöffnet.
„Eine Spaltung unserer Gesellschaft werden wir nicht zulassen. Was uns verbindet, ist Menschlichkeit, Zusammenhalt, Toleranz und die Achtung unserer demokratischen Grundrechte. Meine Gedanken sind bei den Opfern, Verletzten und ihren Familien, Freundinnen und Freunden“, teilte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Dienstag mit. Er danke allen Einsatzkräften von Polizei, Bundesheer, Rettung und dem Gesundheitspersonal in den Spitälern, „die alle Enormes für uns leisten“.
Die Verletzten nach dem Anschlag in Wien am Montagabend wurden in insgesamt sechs Krankenhäuser behandelt, wie der medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbunds, Michael Binder, erläuterte. Es seien umgehend zusätzliche Kapazitäten geschaffen worden, berichtete er. Die Opfer sind im Allgemeinen Krankenhaus, in den Kliniken Donaustadt, Ottakring und Floridsdorf sowie in den AUVA-Unfallkrankenhäusern Lorenz Böhler und Meidling untergebracht. Damit seien alle wichtigen Zentren der unfallchirurgischen Versorgung in Wien einbezogen, sagte Binder. Der Transport der Betroffenen in die Krankenhäuser verlief demnach reibungslos: „Die Rettungskette hat sehr gut funktioniert“, versicherte Binder. In den Spitälern wurden auch die Sicherheitsmaßnahmen intensiviert, wie der Spitäler-Direktor ausführte. Die durch die Coronavirus-Pandemie angespannten Spitalskapazitäten würden durch die aktuellen Vorkommnisse nicht verschärft, hieß es. Laut Binder sind bei COVID-19-Erkrankungen internistische Betten und keine Traumabetten nötig.
Thomas Sekeres, Präsident der Österreichischen und Wiener Ärztekammer, zeigte sich am Dienstag ebenfalls tief betroffen. Gegenüber dem Onlineportal RELATUS MED bedankte er sich „bei Exekutivkräften, Rettungskräften und Ärztinnen und Ärzten sowie dem gesamten Gesundheitspersonal in den Spitälern für die schnelle und optimale Versorgung der Opfer.“ Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr verurteilte im Namen der Apothekerinnen und Apotheker Österreichs den Terroranschlag aufs Schärfste: „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer, ihnen gilt unser aufrichtiges Beileid. Österreich wird dem Hass und der Angst keinerlei Raum geben.“ Großer Dank gebühre allen Einsatzkräften für ihr unglaubliches Engagement in dieser schweren Zeit. Die Apothekerkammer informierte, dass die Apotheken in der Wiener Innenstadt trotz der unklaren Sicherheitslage geöffnet haben oder die Arzneimittel über das Nachtdienstfenster abgeben.
Die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik betonte, dass Gespräche und gegenseitige Unterstützung angesichts des Terrors wichtig sind. In solch einer Situation sei es normal, Angst zu haben, sich wie betäubt zu fühlen oder Entsetzen zu spüren. „Manche Menschen reagieren mit Ärger, Verzweiflung, Wut oder Rückzug. Jeder Mensch geht mit solchen Extremsituationen etwas anders um. Wichtig in solch einer Situation ist, sich nicht von anderen zu isolieren, sondern das Gespräch mit vertrauten Menschen zu suchen. Über das Erlebte zu sprechen ist hilfreich, egal ob man es direkt und persönlich vor Ort erlebt hat oder nur die Bilder und Videos in den Medien gesehen hat“, sagte Johannes Wancata, Präsident der ÖGPP. Wenn jemand aber kein Gespräch wünscht, sei das zu respektieren.
Gesundheitsminister Anschober hat am Dienstag auch an Ansprüche nach dem Verbrechensopfergesetz erinnert. Betroffene der Terrorattacke von Montagabend erhielten medizinische und psychosoziale Hilfe sowie Entschädigungen. Das Sozialministeriumservice (SMS) bemühe sich um eine prompte Abwicklung, so Anschober in einer Aussendung. Das Verbrechensopfergesetz sieht etwa Hilfen wie Krisenintervention, ärztliche Hilfe, psychotherapeutische Behandlung, Pauschalentschädigung für Schmerzensgeld oder Rehabilitation vor. Zudem biete auch die Opferhilfeorganisation Weisser Ring den Opfern Hilfeleistung. (rüm/APA)
Service: Menschen in psychischen Krisen brauchen unverzüglich, unbürokratisch und professionell Hilfe. Die folgenden Stellen in Wien bieten dies an: