Pharmaindustrie und Patientenvertreter:innen warnen vor Einsparungen im Gesundheitsbereich. Vor allem die Forschung könnte darunter leiden, so die Sorge.
Die mehrfachen Krisen belasten Forschung und Versorgung bei Erkrankungen. Hatte die Corona-Pandemie zu einer noch geringeren Anzahl von Diagnosen und verschobenen Therapien geführt, so trifft die Energiekrise nun die Forschung finanziell. Die Situation sei für die Politik nicht einfach, es dürfe aber nicht „am falschen Punkt“ gespart werden, betonte Silvia Nanz vom Standing Committee Rare Diseases des Verbands der pharmazeutischen Industrie (Pharmig) und Medical Director bei Pfizer am Mittwoch bei einer Veranstaltung.
„Jetzt ist es so, dass der Sparstift angesetzt wird“, sagte Nanz. Forschungsgelder im Gesundheitsbereich herunterzufahren heiße, dass Therapieoptionen fehlen. Diese Lücke sei dann auf lange Sicht nicht mehr zu schließen. Die Entscheidungsträger müssten sich „überlegen, wo die langfristigen Auswirkungen ganz besonders schlimm sind“. Da seien der Gesundheitsbereich und Kinder „ein ganz zentraler Bereich, der nicht vergessen werden kann“, forderte Nanz. „Nachhaltiges Denken und Handeln ist die einzige Chance, um aus solchen Situationen gut raus- und durchzukommen.“
Lukas Huber, Direktor am Biozentrum der MedUni Innsbruck, kritisierte fehlende Ausgleichszahlungen für gestiegene Energiekosten an den Unis. Gerade die Hochtechnologiebereiche benötigten hohe Mengen Energie im Monat. „Es braucht die öffentliche Hand als Förderer der Grundlagenforschung“, betonte der Universitätsprofessor. Bei den Seltenen Erkrankungen seien der Großteil der Patient:innen „Forschungspatienten, jeder mit seiner eigenen Erkrankung“. Nur für die wenigsten Betroffenen gebe es bereits eine Therapie.
Rund fünf Prozent der Bevölkerung sind von einer der 6.000 bis 8.000 Seltenen Erkrankungen betroffen, das sind rund 450.000 in Österreich, davon 50 Prozent Kinder, erläuterte Elisabeth Weigand vom Patienten-Dachverband Pro Rare Austria in einem Pressegespräch. Der Weg zur Diagnose sei oft lang, berichtete Weigand, auch wenn manche Fälle im Neugeborenenscreening entdeckt würden. (red)