Die heimische Ärzteschaft muss von einer der prägenden Persönlichkeiten im österreichischen Gesundheitswesen Abschied nehmen.
Die Ärztekammer trauert um ihren verstorbenen Altpräsidenten Otto Pjeta. Er verstarb in der Nacht auf Mittwoch im 75. Lebensjahr. „Wir haben einen äußerst durchsetzungsstarken Interessenvertreter verloren, der wegen seiner Handschlagqualität auch bei den Verhandlungspartnern respektiert und geschätzt wurde“, beklagte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer. Otto Pjeta sei in der Sache hart und im Ton verbindlich gewesen, gleichzeitig habe er über ein großes diplomatisches Geschick verfügt: „So willensstark, wie er gegen seine schwere Krankheit gekämpft hat, so hat er sich auch stets für die Interessen der Ärzteschaft eingesetzt“, unterstreicht Steinhart. Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich, betonte: „In der Ära von Otto Pjeta sind viele positive und nachhaltige Dinge für die Ärzteschaft in Österreich und Oberösterreich zustande gekommen. Dafür ein herzliches Danke. Wir verlieren mit Otto Pjeta einen verdienstvollen Kollegen.“
Pjeta, der aus einer Arztfamilie stammte, war fast sein ganzes ärztliches Berufsleben in der Standesvertretung tätig. Er war von 1981 bis 2014 Mitglied der Vollversammlung der Ärztekammer für Oberösterreich, deren Präsident er von 1989 bis 2012 war. Zwischen 1989 und 1993 war Pjeta zusätzlich Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, von 1999 bis 2003 deren Präsident. 2003 erhielt er das Große Ehrenzeichen der Österreichischen Ärztekammer, 2011 wurde er vom damaligen Gesundheitsminister Alois Stöger, der dafür eigens in die ÖÄK kam, mit dem Großen Ehrenzeichen der Republik ausgezeichnet. „Mein tiefer Respekt, wie Sie den Spagat geschafft haben, neben der Spitzenposition als Präsident der ÖÄK auch noch eine Praxis zu führen und Landarzt zu bleiben“, sagte Stöger damals zu Pjeta, der 1978 seine Tätigkeit als Allgemeinmediziner in Steinerkirchen begonnen hatte.
Unter Pjetas Ägide war Oberösterreich das erste Bundesland, das Gruppenpraxen im Kassensystem ermöglichte, gekoppelt mit innovativen Modellen wie die Jobsharing- und die Übernahmepraxis, die dann auch von anderen Bundesländern übernommen wurden. Mit seiner Präsidentschaft ist auch die weitgehende Abschaffung der bürokratiebelasteten Chefarztpflicht in Oberösterreich verbunden. Für die Spitalsärztinnen und Spitalsärzte gelang es ihm, wesentliche Verbesserungen bei den früher sehr schlecht bezahlten Nacht- und Feiertagsdiensten zu erreichen.
In Pjetas Präsidentschaft fiel auch die Umsetzung der großen Ärztekammerreform 1998 mit der Gliederung in teilautonome Kurien der Spitals- und der niedergelassenen Ärzte. Mit seinem diplomatischen Geschick gelang es ihm, sowohl in der oberösterreichischen als auch in der österreichischen Ärztekammer gerade in der Anfangsphase der neuen Kammerstruktur eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen niedergelassenen Ärzten und Spitalsärzten zu erreichen. In der ÖÄK machte er sich außerdem durch den Aufbau der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätsmedizin (ÖQMed) einen Namen und lenkte bis 2017 deren Aufbau und Entwicklung federführend. Prägend war Pjeta auch in seinem Einsatz für die ärztlichen Hausapotheken. Als Ende der Neunzigerjahre das Ende der Hausapotheken drohte, gelang es ihm, mit Apothekern und dem Ministerium eine bis heute wirksame Rechtsgrundlage zu erarbeiten, die in ländlichen Gegenden weiterhin die Medikamentenabgabe durch Hausärztin oder Hausarzt erlaubt und damit die Medikamentenversorgung für die ländliche Bevölkerung sicherstellt.
„Wir alle werden seinen unermüdlichen Einsatz niemals vergessen und ihn schmerzlich vermissen“, sagen ÖÄK-Präsident Steinhart und OÖÄK-Präsident Peter Niedermoser unisono: „Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt der Familie von Otta Pjeta und besonders seiner Frau und seinen drei Kindern.“ (rüm)