Österreichs Apotheken standen 2020 vor besonders vielen Herausforderungen: Das Erkältungsgeschäft brach ein, die Pandemie erforderte neue Maßnahmen und der Versandhandel boomte. Dennoch gab es höhere Umsatzzuwächse als im Jahr davor.
Viele Apotheken waren wohl im vergangenen Jahr hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Aufbruchstimmung. Der wichtige Erkältungsmarkt brach komplett weg. Umgekehrt mußte man oft Feuerwehr spielen: bei der Produktion von Desinfektionsmitteln, bei der Verteilung von Masken und zuletzt bei Corona-Tests. Immer wenn es eng wurde, blickte auch die Politik in Richtung der Apotheken. Das gilt nicht nur für Österreich, sondern auch für Deutschland. Dort streicht die Standesvertretung der Apotheken diese Leistungen nun auch stark hervor: „Die Pandemie hat unseren Berufsstand in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit entscheidend gestärkt“, sagte Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), bei einer Branchenkonferenz in Berlin. „Unsere pharmazeutische Kompetenz ist gefragter denn je, wir leisten in unseren Apotheken einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie.“
Die Apotheker bekamen aber nicht nur Anerkennung, sondern verdienten auch gut. Die Apotheker in Deutschland haben während der Coronakrise einen Rekordumsatz verzeichnet. Die Erlöse lagen im vergangenen Jahr bei 56,71 Milliarden Euro, wie die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das waren gut zwei Milliarden Euro mehr als im Jahr davor. In Österreich gab es ebenfalls ein deutliches Plus, wie die Daten der Apothekerkammer zeigen. So stiegen die Gesamtumsätze um 3,66 % auf 4,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2019 lag das Plus bei 3,36 %. Sowohl Privat- wie auch Kassenumsätze steigen stärker als 2019: die Privatumsätze um 3,04 % (2019: 2,9%) auf 1,52 Milliarden, die Kassenumsätze um 3,97 % (2019: 3,5 %) auf 3,09 Milliarden Euro. Die Corona-Testungen dürften auch heuer kräftige Zuwächse bringen, wie Hintergrundgespräche mit Spitzen des Apothekerverbandes zeigen.
Die hohen Umsätze haben zum einen mit dem Verkauf von Corona-Produkten wie Masken, Tests und Desinfektionsmittel zu tun. Es spielten aber auch Vorzieheffekte eine Rolle, weil viele Verbraucher zu Beginn der Krise Medikamente horteten. Allerdings hat die Krise auch Kosten verursacht: Im Schnitt hat jeder Apotheker laut Zahlen der deutschen Apothekervereinigung ABDA rund 2500 Euro ausgegeben, um die Filialen coronatauglich umzubauen und das Personal entsprechend einzuteilen. Aus Österreich sind bisher keine Zahlen dazu bekannt. Sie dürften aber ähnlich hoch liegen. Dazu kommt der wachsende Druck des Versandhandels bei Medikamenten. Versandhändler meldeten in den vergangenen Monaten von Quartal zu Quartal neue Umsatzrekorde. (rüm)