Die heimischen Apotheken profitieren derzeit ungewollt vom Krieg in der Ukraine. Nachdem Russland mit dem Atomarsenal gedroht hat, kam es zu einem Sturm auf Kaliumjodid-Tabletten. Die Apothekerkammer rät vom Kauf ab und ruft zu Spenden auf.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Österreich zu einer erhöhten Nachfrage nach Kaliumjodid-Tabletten geführt. Das bestätigte die Apothekerkammer zu Wochenbeginn. In einigen Bundesländern, wie Vorarlberg, waren Apotheken überhaupt ausverkauft. Das Gesundheitsministerium wies per Aussendung unter anderem darauf hin, dass selbst bei einem schweren grenznahen Reaktorunfall kaum Notwendigkeit zur Jod-Einnahme für alle bestünde. Österreich bevorrate zudem seit Jahrzehnten Kaliumjodid-Tabletten zum Schutz vor Schilddrüsenkrebs nach Reaktorkatastrophen. Kaliumjodid-Tabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse durch die Atmung („Jodblockade“).
Der Krieg in der Ukraine erfordere „keine Bevorratung von Kaliumiodid-Tabletten für Privatpersonen“, betonte das Ministerium. Im Ernstfall ist die Abteilung Strahlenschutz im Umweltministerium für den Schutz Österreichs vor Auswirkungen von nuklearen Zwischenfällen zuständig. Dazu überwacht das Ministerium rund um die Uhr alle relevanten Messwerte und Vorkommnisse und ist in ständiger Abstimmung mit den Behörden der österreichischen Nachbarländer, der EU und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Im Notfall stünden jedenfalls „ausreichend Tabletten zur unmittelbaren Verfügung“, sagte Ministeriumssprecher Florian Berger. Eine Einnahme würde zudem selbst in grenznahen Fällen nur in den am stärksten betroffenen Gebieten erforderlich sein, hieß es. In einem solchen Fall geben die Gesundheitsbehörden bekannt, welche Personen Kaliumiodid-Tabletten einnehmen sollen und in welchen Regionen eine Einnahme notwendig ist. „Aus diesem Grund besteht in Österreich daher keine Notwendigkeit, Tabletten auf dem freien Markt einzukaufen“, teilte die Apothekerkammer mit.
Personen über 40 Jahre sollten Kaliumjodid-Tabletten zudem nicht einnehmen, da ihr Risiko an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken sehr gering, jenes von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist, informiert das Gesundheitsministerium auf seiner Internetseite. „Auch wenn die Lage in der Ukraine in vielerlei Hinsicht sehr besorgniserregend ist, besteht kein Grund zu Panikkäufen von Kaliumjodid-Tabletten. Wir raten daher von ähnlichen Hortungskäufen wie zu Beginn der Corona-Pandemie ab. Sinnvoll ist es, sich mit demokratischen Mitteln für den Frieden einzusetzen und die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen, etwa durch eine Spende“, hieß es in einer Mitteilung der Apothekerkammer. (rüm)