Die Menschen in Österreich bezweifeln und kritisieren die Gesundheitspolitik, sind aber mit dem heimischen Gesundheitssystem gar nicht unzufrieden. Das zeigt eine neue Analyse.
Eine europaweite Umfrage im Auftrag des Arzneimittelherstellers STADA ist im Hinblick auf die Corona-Pandemie und die Akteure des Gesundheitswesens erhellend. Regierung, Politiker, Wissenschafter und Pharmaunternehmen erhalten wenig Vertrauen, während sich das Gesundheitssystem inklusive Ärzte- und Apothekerschaft über Zuspruch freuen kann. Dieses Ergebnis könnte Resultat einer großen Unzufriedenheit mit dem Pandemie-Management sein, durch das sich viele Österreicher:innen psychisch stärker belastet fühlen, als dies in anderen Ländern der Fall ist.
Die gute Nachricht: Immerhin drei Viertel (76 %) der Österreicher:innen sind mit dem Gesundheitssystem sehr oder ziemlich zufrieden – damit liegt Österreich deutlich über dem Durchschnitt der Umfrage (64 %). 28 % sind mit dem Gesundheitssystem sogar sehr zufrieden, das ist ein Wert, der nur in Belgien, den Niederlanden, der Schweiz und überraschenderweise dem Vereinigten Königreich höher ist. Die repräsentative Online-Befragung durch „InSites Consulting“ fand von März bis April 2022 statt. Jeweils rund 2.000 Personen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kasachstan, den Niederlanden, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Serbien, der Schweiz, Spanien und der Tschechischen Republik wurden befragt.
Die Österreicher:innen gehören aber auch zu den kritischsten Menschen in Europa, wenn es um die Fähigkeit geht, die Pandemie zu bewältigen: Weniger als die Hälfte (46 %) ist der Meinung, dass die Menschen gut damit umgegangen sind, nur die Serben und Rumänen sehen ihre eigene Rolle noch kritischer. Noch schlechter steigt die Regierung aus. Weniger als ein Viertel (23 %) ist der Meinung, dass die Regierung die Pandemie gut bewältigt hat. Damit stellten die Österreicher ihrer Regierung das schlechteste Zeugnis der Umfrage aus. Politiker:innen und Wissenschafter:innen stehen die Menschen skeptisch gegenüber (54 % gegenüber 61 % im Ländervergleich) und auch das Vertrauen in Pharmaunternehmen ist gering (13 % gegenüber 24 % im Durchschnitt), während das Vertrauen in Apotheker und Ärzte intakt ist. Komplementäre Medizin ist in Österreich hingegen relativ beliebt: Mehr als ein Viertel der Österreicher (26 %) geben an, dass sie zwar der Schulmedizin vertrauen, sich aber gerne über komplementäre Medizin informieren – das liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 21 %. (red)