Vamed: Gute Seiten, schlechte Seiten

© Tanzer

Gibt es gute, private Investoren und schlechte, private Investoren? In der Debatte um die Filetierung des Gesundheitsdienstleisters Vamed hat man fast den Eindruck.

Manchmal lohnt ein Blick ins Archiv, bevor man den Mund aufmacht. So auch im Fall des Gesundheitsdienstleisters Vamed. Beginnen wir also im Jahr 1994: Das Land Burgenland hat für das Management der Familientherme Lutzmannsburg im mittleren Burgenland einen über 15 Jahre gehenden Betriebsführungs-Vertrag abgeschlossen, teilt der damalige Landeshauptmann Karl Stix (SPÖ) mit. Partner: die Vamed. Das nächste Schlüsseljahr ist 2005: Der burgenländische Landeshauptmann – diesmal Stix-Nachfolger Hans Niessl – erklärt, dass man im Seewinkel eine Therme bauen will. Die Standort-Evaluierung gemacht von? Erraten – der Vamed. Und wer war Co-Investor? Wieder richtig – die Vamed.

Und weil es so gut ins Bild passt, noch ein Datum: 2007 – die Vamed übernimmt die Betriebsführung des Gesundheitszentrums Bad Sauerbrunn und baut es später zu einer Reha-Einrichtung aus. Verkäufer: die Wirtschaftsservice Burgenland AG des Landes. Sie erfüllt damit einen Privatisierungsauftrag des Landes. 2013 verkündete dann die Vamed einen Ausbau der Therme im Seewinkel, die jetzt „St. Martins Therme & Lodge“ hieß. Mit dabei bei der Pressekonferenz: der damalige burgenländische Landeshauptmann Niessl.

Niessl ist übrigens der Amtsvorgänger von Hans Peter Doskozil (SPÖ), der jetzt kritisiert, dass Teile der Vamed, darunter der Sonnberghof im Burgenland, an den französischen Hedgefonds PAI verkauft worden sind. Die Vamed gehörte bisher übrigens mehrheitlich zur deutschen Fresenius – ein börsennotierter Gesundheitskonzern. Im Burgenland wird aber offenbar unterschieden zwischen guten, privaten Konzernen, die Teile an sogenannte Heuschrecken verkaufen, und schlechten, privaten Konzernen, die als Heuschrecken Teile vielleicht bald wieder weiterverkaufen. Oder man hat einfach vergessen, dass es das Land selbst war, das die Vamed im Burgenland groß gemacht hat. Oder man dreht sich schlicht populistisch nach dem Wind. In jedem Fall seltsam. (rüm)