Nachdem das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen vor der Anwendung von Noscapin-Produkten gewarnt hat, ermitteln nun die Behörden wegen fahrlässiger Körperverletzung. Es besteht der Verdacht auf Verunreinigung mit giftigem Atropin.
In der Affäre um magistral von Apotheken zubereitete Noscapin-Hustenprodukte haben die Gesundheitsbehörden am Wochenende versucht, Klarheit über die Abläufe zu bekommen. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hatte wie berichtet Donnerstagabend gewarnt: Alle Noscapin-Zubereitungen auf Einzelrezepten von Ärzten sollten nicht mehr verwendet werden. Dem vorangegangen waren offenbar zwei Fälle von Vergiftungserscheinungen bei Kleinkindern in Niederösterreich (Wiener Neustadt). Es ergab sich laut BASG jeweils ein Verdacht auf eine Verunreinigung der Hustensäfte mit Atropin. Noscapin ist ein Hauptbestandteil von Opium. Opioid-ähnliche Wirkstoffe stehen seit Jahrzehnten auch bei schwerem Husten in Gebrauch.
„Stand der Dinge ist, dass die Originalproben auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt beschlagnahmt worden und unter Verschluss sind“, sagte die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, am Freitag. Bei der Staatsanwaltschaft sei Anzeige erstattet worden. Den Kindern gehe es wieder besser. Für eine ins Detail gehende Aufarbeitung der Angelegenheit sei die Untersuchung der Proben der Medikamente notwendig. Dies dürfte auch einige Zeit dauern, sagte BASG-Leiterin Christa Wirthumer-Hoche gegenüber der APA. Theoretisch können Fehler sowohl beim Produzenten der Grundsubstanzen als auch beim Transport oder bei der Herstellung in der Apotheke aufgetreten sein. Die Arzneiprodukte stammten laut Staatsanwaltschafts-Sprecher Erich Habitzl aus zwei verschiedenen Apotheken in Wiener Neustadt. Die Anklagebehörde ermittelt nun gegen unbekannte Verdächtige wegen fahrlässiger Körperverletzung. (APA/red)