In Wien hat am Mittwoch die Belegschaft gegen die vorübergehende Schließung des Traumazentrums Wien-Brigittenau – besser bekannt als Lorenz-Böhler-Spital – protestiert.
Bei einer vom Betriebsrat organisierten Kundgebung vor dem Wiener Unfallspital – früher bekannt als Lorenz Böhler Spital – wurden die Pläne des AUVA-Managements zur Sperre des Spitals harsch kritisiert. Gedroht wurde auch mit Streik. Die AUVA will wie berichtet bau- und brandschutztechnische Maßnahmen im Haus durchführen. Laut einem Sachverständigen ist eine rasche Absiedlung nötig, da die Mängel im Bereich Brandschutz größer sind, als bisher gedacht. Belegschaftsvertreter prangern das Vorgehen jedoch an. Sie bezweifeln, dass die Schließung so rasch erfolgen muss. Die eklatanten Brandschutz-Mängel wurden laut Gutachten erst vor wenigen Wochen festgestellt. Die stationären Leistungen werden während der Schließung im AUVA-Traumazentrum Meidling und im AKH Wien erbracht. Eine Streichung von Stellen sei nicht geplant, wurde beteuert.
Kritik kommt nicht nur von der Personalvertretung. Angesichts „der vielen ungeklärten Fragen“ fordert die Ärztekammer für Wien einen vorübergehenden Stopp der Pläne der AUVA-Generaldirektion. Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart plädiert für einen Runden Tisch zur notwendigen Klärung. Die aktuelle Berichterstattung legt laut Steinhart, „ein Missmanagement der AUVA als Trägerin des Spitals“ nahe: „Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus ist im Bereich der unfallchirurgischen Versorgung ein zentrales Haus. Eine Schließung desselben muss wohlüberlegt und strategisch vorbereitet sein. Nach derzeitigem Informationsstand scheint das aber überhaupt nicht der Fall zu sein. Auch die Stadtpolitik ist laut eigenen Angaben von den Plänen zur Schließung des Spitals überrascht worden, was nicht hinnehmbar ist.“ Die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärztinnen und Ärzte der Ärztekammer für Wien, Natalja Haninger-Vacariu, warnt davor, die Schließung des Spitals ohne Klärung aller offener Fragen durchzuziehen.
Auch die Wiener Pflege- und Patient:innenanwaltschaft und der Patientenombudsmann der Ärztekammer für Wien äußern schwerwiegende Vorwürfe in Richtung AUVA. Entgegen der Zusagen der AUVA könne derzeit nämlich von einer – wenn auch nur kurzfristigen – Aufrechterhaltung eines „Normalbetriebs“ im UKH Lorenz Böhler keinesfalls die Rede sein. Vielmehr erhielten Patient:innen Operationsabsagen, ohne aber einen neuen Termin genannt zu bekommen. Dazu komme, dass Patient:innen, die bereits im Lorenz Böhler operiert wurden und nun eine Folgeoperation benötigten – beispielsweise eine Plattenentfernung – vom Traumazentrum Meidling abgelehnt würden, und auch andere Spitäler in Wien weigerten sich aktuell, die entsprechenden Behandlungen fortzusetzen, kritisiert der Wiener Pflege- und Patient:innenanwalt Gerhard Jelinek, der eine „massive Verunsicherung von Patientinnen und Patienten, auch bedingt durch das katastrophale Kommunikationsverhalten der AUVA“, ortet.
In einer Sitzung des Supervisory Boards von AKH und MedUni Wien wurde indes eine Einigung zur Hilfestellung für die AUVA erzielt. Dienstrechtliche und organisationsrechtliche Optionen für eine Übernahme der Leistungen wurden formuliert. Die AUVA teilte mit, dass „vereinzelt“ Operationen verschoben werden müssen. „Abhängig davon, wann der Betrieb an den dislozierten Standorten aufgenommen werden kann, werden die Patienten über neue Termine informiert.“ Die Gespräche und entsprechenden Planungen mit den neuen Standorten (TZW Meidling und AKH) kämen hingegen gut voran. „Es laufen intensive Vorbereitungen für die Inbetriebnahme von Stationen in Meidling. Mit dem AKH/WIGEV werden die aktuell noch offenen Punkte geklärt. Wir erwarten den Abschluss der wesentlichen Planungen bis Ende dieser Woche.“ Aus heutiger Sicht seien die Mängel bei Bauarbeiten vor über 30 Jahren aufgetreten: „Wir bitten aber um Verständnis, dass weiterführende Fragen zur Aufarbeitung der Brandschutzthematik und anderer Themen zu einem späteren Zeitpunkt behandelt werden“, betonte die AUVA-Spitze. (rüm)