Forschende kritisieren die fehlende Beteiligung von Patient:innen bei der Planung und Auswertung von Studien und geben Empfehlungen ab.
Rund zwei Millionen Proband:innen nehmen pro Jahr an insgesamt rund 20.000 Studien weltweit teil. Bei den klinischen Forschungen fehlt es allerdings laut einer europäischen Untersuchung mit österreichischer Mitarbeit an einer echten Beteiligung der Patient:innen. Forschende untersuchten im Zuge einer Literaturrecherche aus diesem Jahr Studien aus der Rheumatologie und stellten fest: Höchstens bei 20 Prozent der Studien gab es eine nennenswerte Berücksichtigung der Betroffenen – und das obwohl die Beteiligung laut der Studienautor:innen „zunehmend empfohlen“ wird.
Im Jahr 2020 sei das aber nur bei zwei Prozent der Placebo-kontrollierten Studien mit Zuteilung der Proband:innen zu den Untersuchungsgruppen per Zufall (randomisiert Placebo-kontrolliert) berichtet worden. Gerade bei rheumatologischen Erkrankungen wäre eine Patient:innenbeteiligung auf Augenhöhe über – also die Funktion als Proband:innen allein hinaus – enorm wichtig, heißt es in den Untersuchungen. Einfluss auf die Planung, die Durchführung und die Auswertung von klinischen Studien mit dem Erproben von neuen oder verbesserten Behandlungsstrategien könnten sowohl die Qualität als auch die Aussagekraft solcher wissenschaftlichen Untersuchungen erhöhen.
Insgesamt 80 aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen aus der Rheumatologie an wurden für die Literaturrecherche untersucht, darunter 40 sogenannte translationale Studien mit frühen Forschungsansätzen zur Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die klinische Praxis und 40 größer angelegte kontrollierte klinische Studien zu rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Lupus erythematosus und Kniegelenksarthritis. In den frühen translationalen Studien gab es überhaupt keine geregelte Patient:innenbeteiligung, in den kontrollierten Studien war das bei acht (20 Prozent) der Fall. Drei Viertel dieser Untersuchungen mit Patient:innenbeteiligung waren nicht von der Pharmaindustrie gesponsert. Bei sechs der acht wissenschaftlichen Arbeiten mit formeller Patient:innenbeteiligung betraf dies die Planung der Studie oder die Auswahl der Art der untersuchten Intervention, bei zwei die Auswertung beziehungsweise Interpretation der Ergebnisse. Die Untersuchungsergebnisse, an denen auch Paul Studenic von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie der Wiener Universitätsklinik (MedUni Wien/AKH) mitwirkte, wurden in „RMD Open“, einem wissenschaftlichen Online-Medium für den Bereich der Rheumaforschung sowie andere Erkrankungen von Muskeln und Skelett, publiziert. (red/APA)