Die Ärztekammer Wien warnt vor anhaltenden Antibiotika-Engpässen und fordert die Politik zum Handeln auf.
Wiener Ärzt:innen – vor allem Kinderärzt:innen – haben derzeit mit Engpässen bei Antibiotika zu kämpfen. So ist etwa das Mittel Ospen gegen bakterielle Infektionserkrankungen seit einigen Wochen nicht lieferbar, wie die Ärztekammer Wien beklagt. „Heute nicht zu wissen, ob morgen ausreichend Antibiotika für Patientinnen und Patienten vorhanden sind, ist für ein wohlhabendes Land wie Österreich nicht hinnehmbar“, entrüstete sich Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart. Augmentin, ein anderes Antibiotikum, sei laut Ärztekammer zwar lieferbar, verfüge aber „ausschließlich über einen polnischen Beipackzettel“. Gerade für Kinder erhöhe eine nicht zielgerichtete Therapie mit Antibiotika das Risiko für Resistenzbildungen im späteren Leben. Steinhart und seine Kolleg:innen bei der Standesvertretung in Wien sehen vor allem den Gesundheitsminister in der Verantwortung.
Die Politik müsse massiv in den zügigen Ausbau der heimischen Arzneimittel-Produktion investieren. Als Best-Practice-Beispiel nennt Steinhart die Penicillin-Produktionsanlage im Tiroler Kundl: „Wir brauchen mehr Unabhängigkeit von Lieferketten aus Übersee, die sich schon in der Pandemiezeit als äußerst fragil erwiesen haben.“ Natalja Haninger-Vacariu, die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau des angestellten Bereichs, erwartet von Gesundheitsminister Rauch, dass er sich in Brüssel verstärkt für eine rasche Umsetzung des jüngst vorgestellten EU-Konzeptes gegen Medikamentenengpässe einsetzt. (kagr)