Expert:innen schlagen Alarm: Österreich zählt bei wichtigen Impfungen zu den Schlusslichtern in der Europäischen Union.
Über 99 Prozent der Erwachsenen tragen das für Gürtelrose verantwortliche Herpes-Zoster-Virus in sich. Österreich liegt bei der Gürtelrose-Impfung aber im EU-Schnitt weit hinten und das, obwohl die meist schmerzhafte Erkrankung vor allem bei älteren Menschen schwere Komplikationen und Folgeerkrankungen auslösen kann. Im Rahmen einer Diskussionsrunde sprachen Expert:innen aus Wissenschaft und Politik über mögliche Lösungen für die gefährlichen Impflücken in der Gesellschaft. Sie sehen unter anderem die Kosten der Impfungen als Blocker. Die Impfung gegen Gürtelrose wird derzeit nicht von der Krankenkasse übernommen, was für Brigit Weinberger, Professorin für Immunologie an der Universität Innsbruck, ein Grund ist, warum Erwachsene sich nicht impfen lassen: „Das Signal ist: So wichtig kann eine Impfung nicht sein, wenn sie nicht von der Krankenkasse bezahlt wird. Eine Kostenübernahme würde den Stellenwert dieser wichtigen Impfung betonen“, meint Weinberger. Die Wiener Landessanitätsdirektorin Ursula Karnthaler schlägt außerdem vor, Impfungen standardisiert bei der Vorsorgeuntersuchung anzubieten, was dem Vergessen von Auffrischungsimpfungen vorbeugen könnte.
Abgesehen davon braucht es laut Expert:innen außerdem mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und einen vereinfachten Zugang. „Die WHO hat bereits 2019 die Impfskepsis als eine der größten Gesundheitsgefahren identifiziert. Wir müssen mehr Bewusstsein fürs Impfen schaffen“, betont Maria Paulke-Korinek, Abteilungsleiterin für das Impfwesen im Gesundheitsministerium. Für mehr Aufklärungsarbeit setzt sich auch Andreas Krauter, Fachbereichsleiter des Medizinischen Dienstes der Österreichischen Gesundheitskasse, ein: „Es sind die Bilder verloren gegangen, was passiert, wenn man nicht impft“, erklärt Krauter. „Wir müssen in Österreich an der Health Literacy arbeiten und die Menschen mitnehmen.“ Paulke-Korinek betonte abschließend, dass laufend daran gearbeitet wird, das Impfprogramm zu verbessern, was man bereits an einigen Erneuerungen sieht: „Auf unseren E-Impfpass können wir wirklich stolz sein. Und auch das Influenza-Impfprogramm ab Herbst dieses Jahres ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.“ (kagr)