Kombinationen aus viralen Infektionen können schwer wiegende Folgen haben. Expert:innen rufen deshalb zu einer raschen Impfung auf.
Aufgrund der steigenden Infektionszahlen kommen nun auch die ersten Warnungen von Expert:innen der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Das „Erreger-Trio“ Influenza–SARS-CoV-2–Respiratorisches Synzytialvirus (RSV) war im vergangenen Winter für mehr als 40 Prozent der Lungenentzündungen verantwortlich, die in den Notfallabteilungen der heimischen Spitäler aufgenommen werden mussten. Ähnliches erwarten Expert:innen auch für heuer und empfehlen daher, sich möglichst zeitnah gegen die Erreger impfen zu lassen. „Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kinder, ältere beziehungsweise alte Menschen sowie Menschen, die an einer oder mehrerer bereits bestehenden Grunderkrankung(-en) oder einer Immunschwäche zum Beispiel. durch eine Immunsuppression leiden“, erläutert der Infektiologe und Lungenfacharzt Helmut Salzer von der Expert:innengruppe „Infektiologie und Tuberkulose“ der ÖGP.
Lungenentzündungen zählen laut der ÖGP zu den tödlichsten Infektionen überhaupt. „Die 30-Tages-Sterblichkeit bei stationär behandelten Pneumonie-Patientinnen und -Patienten liegt im Schnitt bei 22 Prozent, wobei das Alter, aus verschiedenen Gründen, einen sehr großen Einfluss hat. Etwa 60 Prozent der Todesfälle in den ersten 30 Tagen nach Entlassung sind aber indirekte Infektionsfolgen verursacht durch diverse kardiovaskuläre Ereignisse“, weiß Salzer, der die Klinische Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin am Kepler Universitätsklinikum in Linz leitet. Die gute Nachricht sei, dass es gegen alle drei Erreger Impfungen gäbe. Die Pneumokokken-Impfung würde das Risiko einer Erkrankung um „bis zu 90 Prozent verringern“. Sie wird bei gesunden Erwachsenen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr beziehungsweise für Erwachsene, die zu einer Risikogruppe zählen, ab dem vollendeten 50. Lebensjahr laut österreichischem Impfplan 2023/2024 empfohlen. „Weiters ist eine Pneumokokken-Impfung bei Säuglingen im dritten Lebensmonat dringend empfohlen, um sie vor schweren invasiven Pneumokokken-Erkrankungen, deren Altersgipfel im zweiten Lebenshalbjahr liegt, zu schützen“, erklärt Salzer.
Seit kurzem steht auch eine Schutzimpfung gegen RSV zur Verfügung, die laut österreichischem Impfplan 2023/2024 vor allem Personen ab dem vollendeten 60. Lebensjahr sowie Personen mit Grunderkrankungen und Immunsupression und Schwangeren zum Schutz von Neugeborenen durch die mütterlichen Antikörper empfohlen wird. Die Immunisierung wird mit einer einmaligen Impfung durchgeführt, die allerdings privat zu bezahlen ist und derzeit mit hohen Eigenkosten verbunden ist. „Wünschenswert wäre ein Finanzierungsmodel, das einen niederschwelligen Zugang zur RSV-Impfung für Risikogruppen ermöglicht. Dies könnte die Impfbereitschaft erhöhen und letztlich auch einen bevölkerungsbezogenen Effekt auf das ohnehin schon sehr belastete Krankenversorgungssystem ermöglichen“, kommentiert der Experte, der ebenfalls auf den Nutzen der Influenza-Impfung und der Covid-Impfung hinweist.
Abgesehen von einem Impfschutz sollte man laut Salzer außerdem weiterhin auf Hygienemaßnahmen wie Händewaschen und Maskentragen achten. „Wer selbst respiratorische Symptome hat, sollte zum Schutz seiner Mitmenschen in geschlossenen Räumen einen Mund-Nasen-Schutz oder eine FFP2-Maske tragen. Und wer gesund ist und sich selbst schützen möchte, sollte dies, wie in Zeiten der Pandemie, ebenfalls tun. Ganz besonders gilt das natürlich für Risikogruppen. Ganz allgemein: Maske tragen und Handhygiene sind nach wie vor effektive Mittel, das Risiko einer Infektion mit gefährlichen respiratorischen Keimen zu minimieren“, fasst Salzer zusammen. (kagr)