Österreichische Pharmavertreter plädierten am Dienstagabend in einem Pressegespräch erneut für einen unangetasteten Patentschutz. Eine Lockerung, wie sie eine Mehrheit der WTO-Mitgliedsländer fordert, wird abgelehnt.
Ein Aussetzen des Patentschutzes bei Covid-19 Impfstoffen und Therapeutika würde nicht mehr Menschen Zugang zur Impfung verschaffen, erklärten Pharmavertreter Dienstagabend bei einer Online-Pressekonferenz. Stattdessen wäre dann eine Stagnation bei „derzeit in der Pipeline befindlichen Entwicklungen wie nasalen Impfsprays, neuen Tests und stabileren Impfseren zu befürchten“, meinten sie. „Die globale Impfstoffverteilung ist zweifelsfrei nicht gerecht“, sagte Robin Rumler Vizepräsident des Pharmaverbandes Pharmig und Pfizer-Chef in Österreich. Er nannte dies ein „trauriges Kapitel in der Pandemie-Bekämpfung“. Dies wäre aber ein Verteilungsproblem, und keine Frage der verfügbaren Mengen.
„Die Impfstoffproduktion übersteigt die Zahl der verimpften Dosen bei weitem“, sagte Rumler. Bis zum Jänner 2022 wären beispielsweise 12,1 Milliarden Dosen hergestellt, aber nur 9,2 Milliarden Dosen verabreicht worden. Es gäbe mehrere Gründe, warum die Impfstoffe weltweit in sehr ungleichen Mengen angewendet wurden, sagte Renée Gallo-Daniel vom Österreichischen Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH). Vor allem in einkommensschwachen Ländern gäbe es oft zu wenig medizinisches Personal sowie logistische Möglichkeiten, „damit der Impfstoff zur rechten Zeit am rechten Ort ist und verabreicht werden kann“, sagte die Pfizer-Managerin. In vielen Nationen wären mRNA-Impfstoffe zudem noch nicht zugelassen, deswegen könne man sie dort nicht einsetzen. Auch die Impfskepsis sei global sehr hoch. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gaben 32 Prozent der Erwachsenen weltweit an, dass sie keinen Impfstoff nehmen würden.
Bereits im Oktober 2020 stellten Indien und Südafrika bei der Welthandelsorganisation (WTO) einen Antrag, dass die Firmen „zur Verhütung und Eindämmung von Covid-19 nicht offengelegte Informationen preisgeben“ und der Patentschutz per „Trips Waiver“ ausgesetzt würde, bis die Mehrzahl der Weltbevölkerung eine Immunität gegen SARS-CoV-2 erlangt hat, berichtete die Wiener Patentanwältin Gerda Redl. Mittlerweile hätten sich mehr als 100 WTO-Mitgliedstaaten der Forderung angeschlossen. Die EU unterstützt sie nur teilweise, und zwar ist sie zum Beispiel für eine Erleichterung von Zwangslizenzen. (red)