Weiterhin Aufholbedarf bei psychischer Gesundheitsversorgung

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Das psychologische Programm „Gesund aus der Krise“ für Kinder und Jugendliche hat am Dienstag eine erste Bilanz gezogen. Alle Beteiligten fordern einen künftigen Regelbetrieb.

„Unverblümt“ müsse er zugeben, dass die Versorgungslage für mentale Gesundheit in Österreich noch verbesserungswürdig ist, erklärte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag in Wien vor Journalist:innen. Ein Viertel der Menschen hat psychische Probleme, nur ein Teil davon werde versorgt. „Das ist inakzeptabel“, sagte er. Gute Erfahrungen habe man aber mit dem „Gesund aus der Krise“-Projekt für Kinder und Jugendliche gemacht, das in den Regelbetrieb übergehen sollte. Er wünsche sich von der nächsten Regierung einen Masterplan für mentale Gesundheit – denn das rechne sich auch mehrfach.

Mit „Gesund aus der Krise“ wurden bisher über 22.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (bis 21 Jahren) „rasch und wohnortnah“ von 1.400 Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen versorgt, so Rauch. Fünfzehn Einheiten wären dabei kostenfrei. „Gesund aus der Krise“ läuft seit April 2022 und wird bis Juni 2025 vom Gesundheitsministerium mit 50,2 Millionen Euro gefördert. Expert:innen der Universität Innsbruck hätten dem Projekt in einem am Dienstag präsentierten Evaluierungsbericht eine „hohe Qualität und Effizienz“ bescheinigt: 95 Prozent der Klient:innen erreichten demnach eine Besserung. „Das ist fulminant viel“, sagte der Minister.

Das Projekt ist aber zeitlich begrenzt und muss von Jahr zu Jahr verlängert werden, kritisierte Barbara Haid vom Österreichischen Bundesverband für Psychotherapie (ÖBVP). Sie forderte, dass es zum fixen Bestandteil der Versorgung und in den Regelbetrieb aufgenommen wird. Zudem sollte man auch allen Erwachsenen solch eine gute Versorgung wie bei „Gesund aus der Krise“ anbieten. „Besonderen Bedarf sehen wir bei Erwachsenen mit lebensbedrohlichen und chronischen Erkrankungen“, erklärte Beate Wimmer-Puchinger vom Berufsverband Österreichischer Psycholog:innen (BÖP). Zum Beispiel Menschen mit Krebs-Diagnosen bräuchten besondere psycho-onkologische Unterstützung. (rüm)