Pharmaunternehmen stemmen drei Viertel der Krebsforschung und investieren europaweit jährlich 8,5 Milliarden Euro. Das teilte die Branche anlässlich des Weltkrebstages am Dienstag mit. Österreichs Gesundheitsminister kündigte neue Maßnahmen im Kampf gegen Krebs an.
Krebserkrankungen gehören heute zur zweithäufigsten Todesursache in Europa. Mittlerweile sind sie für etwa ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich. Dementsprechend sind in den vergangenen 25 Jahren auch die Anstrengungen zur Bekämpfung von Krebs erhöht worden. Seit 1995 haben sich die Ausgaben in Europa beinahe verdoppelt. Neben genaueren Diagnoseverfahren und umfangreicherer Präventivarbeit sind vor allem Innovationen bei Krebsmedikamenten für bessere Behandlungsmethoden und Überlebenschancen verantwortlich. Hier spielt die europäische Pharmaindustrie eine entscheidende Rolle, teilt am Dienstag der Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) mit.
Er verwies dabei auf eine aktuelle Studie des schwedischen Instituts für Gesundheitsökonomie IHE, wonach sich die Forschungsausgaben zur Bekämpfung von Krebs seit 2005 von 4,1 Milliarden Euro pro Jahr auf 11,8 Milliarden beinahe verdreifacht haben. Während vor 15 Jahren Investitionen der forschenden Firmen noch beinahe gleichauf mit den öffentlichen Forschungsausgaben gelegen sind, zeigen die neuesten Zahlen eine deutliche Verlagerung Richtung Pharmaindustrie. An den großen Fortschritten sei auch die heimische Pharmabranche beteiligt. Der Bereich der Gen- und Zelltherapien ist einer der Forschungsschwerpunkte an den österreichischen Standorten, sagte FCIO-Geschäftsführerin Sylvia Hofinger.
Die Krebsforschung habe sich in den vergangenen 30 Jahren stark verändert. Die früher häufigste Behandlungsform, die Chemotherapie, wird nach und nach durch neuere Ansätze, die zu einer besseren Lebensqualität führen, ersetzt und ergänzt. Seit 1995 wurden 118 neue Arzneimittel zur Bekämpfung von Krebs von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zugelassen. „Die Krebsforschung in Österreich ist nicht zu unterschätzen, gleichzeitig gibt es hier noch sehr viel Luft nach oben. Je mehr Forschungsprojekte in Österreich realisiert werden, umso besser ist das für die Versorgung von Krebspatienten. In diesem Sinne begrüßen wir das Bekenntnis zur Stärkung der Forschung, das im Regierungsprogramm abgegeben wird“, sagte Pharmig-Generalsekretär Alexander Herzog.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat anlässlich des Weltkrebstages Pläne für eine verbesserte Krebsvorsorge und -behandlung präsentiert. So soll jedes in Österreich an Krebs erkrankte Kind einen sogenannten „Survivorship Passport“ erhalten, der wichtige Informationen bündelt. Konkret werden Diagnosen, Therapien und individuelle Nachsorge-Empfehlungen in dem Pass inkludiert. „Dadurch kann künftig der Arzt gewechselt werden, ohne ständig die gleiche Vorgeschichte erzählen zu müssen“, zeigte sich Carina Schneider von der Österreichischen Kinder-Krebs-Hilfe erfreut. Schließlich sei die Komplexität einer Krebserkrankung für Behandler derzeit oft nicht leicht zu erfassen.
Auch ein nationales Komitee für das Screening von Krebserkrankungen ist geplant. Anschober will die Krebsfrüherkennung stärken und weiterentwickeln. Das Komitee hat künftig die Aufgabe, Empfehlungen für die Implementierung neuer Screening-Programme zu liefern, aber auch bestehende Programme auf Basis von Evaluierungen weiterzuentwickeln. Seit 2014 gibt es in Österreich etwa ein organisiertes Brustkrebs-Früherkennungsprogramm. „Derzeit werden davon 50 Prozent der Frauen erfasst. Ziel wäre es, zumindest 70 Prozent zu erreichen“, sagte Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe. Er hofft, dass ein ähnlich organisiertes Früherkennungsprogramm für Dickdarmkrebs noch in dieser Regierungsperiode eingerichtet werde. Schließlich stehe Dickdarmkrebs an vierter Stelle der häufigsten Krebserkrankungen. (APA/rüm)