Wettlauf um die erste Abnehm-Pille

Symbolbild © Ecpomedia

Der Milliarden Euro-Markt für neue Abnehmmittel nimmt noch einmal Fahrt auf. Jetzt geht es darum, wer mit oralen Versionen der injizierbaren Abnehmmittel punkten kann. 

Der dänische Konzern Novo Nordisk hat seine Semaglutid-Tabletten als Alternative zu Wegovy zum Injizieren bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eingereicht. Der US-Konzern Eli Lilly hat jetzt von guten Ergebnissen mit einer Alternative für ein solches Medikament zum Schlucken berichtet. Auch Roche forscht an Abnehmtabletten der neuen Generation. „Fast zwei Jahre nach der Meldung erfolgreicher Ergebnisse einer Phase-III-Studie seiner oralen Version des injizierbaren Adipositasmedikaments Wegovy (Wirkstoff Semaglutid) hat Novo Nordisk bei der FDA die Marktzulassung beantragt“, schrieb der US-Infodienst „Fierce Pharma“. 

Dem internationalen Hype zu den GLP-1-Abnehm- und Diabetes-Medikamenten soll nun also ein weiterer folgen, der schon länger erwartet wird. Die bisherigen derartigen Arzneimittel müssen alle injiziert werden. Die Entwicklung von Tabletten ist wiederum diffizil. Medikamente, die das Glukagon-ähnliche Peptid 1 (GLP-1) imitieren, wie Semaglutid, haben die Behandlung von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes revolutioniert, haben auch Nachteile. „Ihre Herstellung ist teuer, sie müssen gekühlt gelagert und oft injiziert werden, da sie den Magen-Darm-Trakt nicht passieren können, ohne abgebaut zu werden“, erklärte dazu Alejandra Tomas, Zellbiologin am Imperial College London, in der Wissenschaftszeitschrift „Science“. 

Bei dem geplanten Medikament von Novo Nordisk wurde für die Tablettenform ein Absorptionsverstärker zur besseren Aufnahme im Magen hinzugefügt. Personen, die damit Gewicht verlieren wollen, werden das Medikament in der Früh auf nüchternen Magen mit wenig Flüssigkeit einnehmen müssen. Der US-Konzern Eli Lilly hat einen GLP-1-Agonisten mit dem Wirkstoff Orforglipron in Entwicklung. Im Gegensatz zu den vergleichbaren Arzneimitteln zur einmal wöchentlichen Injektion handelt es sich dabei um ein synthetisches, kleines Wirkstoffmolekül. Es wird nicht wie Protein-Fragmente im Magen sofort abgebaut, sondern aufgenommen und später über die Leber verstoffwechselt. Ein kleines Molekül ist nicht nur günstiger in der Herstellung als Peptide, sondern wird auch leichter absorbiert. Eli Lilly wird das potenzielle Medikament wahrscheinlich zunächst für die Zulassung zur Behandlung von Typ-2-Diabetes anmelden, berichtet die APA. Doch das ist erst der Anfang. „Der Hersteller lässt in der Phase-III-Studie ATTAIN-1 die Wirkung von Orforglipron an etwa 3.000 Patienten mit Übergewicht und Adipositas prüfen. Die Ergebnisse könnten noch in diesem Jahr vorliegen und die Grundlage für eine Zulassungserweiterung schaffen“, schrieb dazu am Dienstag das Deutsche Ärzteblatt. Auch andere internationale Pharmakonzerne wollen möglichst schnell zu ähnlichen Arzneimitteln kommen. (red/APA)