Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fürchtet wegen der großen Nachfrage nach Grippe-Impfstoff mögliche Engpässe. Länder, die nicht genug Impfstoff bestellt haben, sollten Prioritäten setzen und zuerst Pflegepersonal und ältere Menschen impfen, so eine neue Empfehlung.
Ein höherer Bedarf an Grippeimpfstoffen habe sich aufgrund der Coronavirus-Pandemie im April abgezeichnet, sagte die Leiterin des WHO-Impfprogramms, Ann Moen, in Genf. Der Impfstoff schütze zwar nicht vor COVID-19, mit umfangreichen Grippeschutzimpfungen wollten Regierungen aber möglichst viele schwere Grippeverläufe verhindern, um in Krankenhäusern Betten für COVID-19-Patienten bereitzuhalten. Einen Lichtblick gibt es wie berichtet von der Südhalbkugel: In der dortigen Grippesaison erkrankten deutlich weniger Menschen als in Vorjahren. Während in normalen Jahren zehn bis 30 Prozent der untersuchten Patientenabstriche Influenza-Infektionen aufwiesen, sei es in der abgelaufenen Saison weniger als ein Prozent gewesen, sagte Moen. Geholfen haben dürften die Corona-Schutzmaßnahmen wie Abstand halten, Handhygiene und Maskentragen, die auch vor Grippe schützten.
Ob eine Grippe oder eine Coronavirus-Infektion vorliege, könne nur im Labor festgestellt werden, sagte Moen. Engpässe beim Grippeimpfstoff seien möglich, weil Gesundheitsdienste den erhöhten Bedarf bei der Bestellung nicht abschätzen konnten, sagte Moen. Grippeimpfstoff müsse neun bis zwölf Monate vor Beginn der Saison bestellt werden – das sei vor der Coronavirus-Pandemie gewesen. Einige Hersteller hätten ihre Kapazitäten ausgebaut. Österreich hat wie berichtet rund 1,25 Millionen Impfdosen bestellt – das ist ein Plus von rund 60 % gegenüber dem Vorjahr. (red/APA)