Eine Studie der MedUni Graz zeigt, welche Wirkung Vitamin D in der Spätphase der Multiplen Sklerose haben kann.
Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die in Österreich rund 13.500 Personen betrifft. Eine Untersuchung aus Graz gibt nun Anlass zur Hoffnung für MS-Patient:innen in der Spätphase der Erkrankung. Die Studie rund um Michaela Tanja Haindl von der Neuroimmunologie der Universitätsklinik für Neurologie der MedUni Graz zeigt, dass Vitamin D einen positiven Effekt auf die Erhaltung der Gehirnzellen der Großhirnrinde hat. In einem Labormodell mit Ratten, die zusätzlich zur normalen Nahrung mit Vitamin D gefüttert wurden, konnte nachgewiesen werden, dass signifikant mehr zelluläre Strukturen in diesem Teil des Gehirns erhalten geblieben sind. Dies betraf nicht nur einen besseren Erhalt an Myelin und Nervenzellen, sondern auch eine Reduktion apoptotischer Zellen und Mikrogliaaktivierung. Mit Vitamin D behandelte Tiere hatten außerdem signifikant weniger Neurofilament-Leichtketten (sNfL) im Blut. Diese Filamente gelten gegenwärtig als Prädikator für Nervenzellschädigung und damit auch als Biomarker der Progression/des Schweregrades der Multiplen Sklerose.
Darüber hinaus hat das Vitamin bei den Versuchstieren eine Wirkung als Antioxidans entfaltet, was auch im Blutserum nachzuweisen war. Mit Vitamin D behandelte Ratten hatten nicht nur signifikant mehr protektive Polyphenole im Blut, sie hatten auch allgemein eine höhere totale antioxidative Kapazität (total antioxidative capacity, TAC). Da oxidativer Stress unter anderem als ein möglicher Auslöser und Verstärker der MS in Betracht gezogen wird, könnte diese positive Wirkung des „Sonnenvitamins“ durchaus Niederschlag in der weiteren Forschung finden, meinen die Forscher:innen. Im Rahmen der Studie wurden noch einige weitere interessante Besonderheiten entdeckt: So konnte gezeigt werden, dass es einen signifikanten Unterschied von männlichen und weiblichen Tieren im Ansprechen auf die Verabreichung von Vitamin D gibt. Weibliche Ratten zeigten beispielsweise generell eine bessere TAC und mehr protektive Polyphenole im Blut. Auch histologisch wiesen weibliche Ratten einen besseren Erhalt der zellulären Strukturen auf als männliche Ratten. Grundsätzlich profitierten aber beide Geschlechter von der Vitamin-D-Gabe, interessanterweise allerdings männliche Ratten tendenziell mehr, vermutlich durch geschlechtsspezifische Unterschiede in der oxidativen Kapazität und den Verteidigungssystemen. Eine unkritisch zu hohe Dosierung von Vitamin D kann laut Studienautor:innen aber dennoch nicht empfohlen werden, denn dies zeigte sogar einen nachteiligen Effekt auf die Erhaltung der Gehirnzellen der Großhirnrinde. Beide Aspekte sind aktuell Gegenstand weiterer Forschungsarbeiten.
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