Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) hat am Donnerstag seinen Rücktritt erklärt. Der Vorarlberger Umwelt-Landesrat Johannes Rauch (Grüne) wird sein Nachfolger. Ein gelernter Sozialarbeiter folgt auf einen Arzt.
Als Grund für seinen Rückzug gab Mückstein an, nicht mehr täglich 100 Prozent leisten zu können. Dies sei aber bei dieser Aufgabe vonnöten. Als besonders belastend gab er tägliche Drohungen gegen sich und seine Familie an. Wenn man das Haus nur noch unter Polizeischutz verlassen könne, halte man das nicht lange aus. Sein Nachfolger wird Johannes Rauch (Grüne). Mückstein sprach von großen Herausforderungen, das Pandemiemanagement habe jeden Tag viel Kraft gekostet. „Nicht alle waren mit meinen Entscheidungen zufrieden, manche hätten sich mehr oder weniger gewünscht.“ Es sei aber ein Privileg für ihn gewesen, im Maschinenraum einer Demokratie tätig sein zu dürfen. Er habe immer gewusst, worauf er sich einlasse und dass er 100 Prozent geben müsse. „Die letzten zwei Wochen habe ich zunehmend bemerkt, dass ich diese 100 Prozent nicht mehr leisten kann“, sagte er.
Der grüne Parteichef Werner Kogler schlug dem Grünen Parlamentsklub und dem Parteivorstand den Vorarlberger Landesrat Johannes Rauch (62) als Nachfolger vor. Die Letztentscheidung trifft dann der Erweiterte Bundesvorstand am Freitag. Bereits am Donnerstagabend machten die Grünen in Klub und Vorstand den Weg frei für Rauch. Er ist gelernter Bankkaufmann und diplomierter Sozialarbeiter in den Bereichen Sozialpsychiatrie, Arbeitslosenbetreuung und Schuldenberatung. Ab 1997 war er Geschäftsführer der Arbeitsinitiative für den Bezirk Feldkirch. Ab März 2004 konzentrierte sich Rauch hauptberuflich auf seine politischen Tätigkeiten als Klubobmann im Landtag. 2014 wurde er Landesrat in einer schwarz-grünen Koalition. Er war verantwortlich für die Ressorts Umwelt und Klimaschutz, Klimawandelanpassung, Energie, Öffentlicher Verkehr und Radwege, Eisenbahninfrastruktur, Radinfrastruktur, Abfallwirtschaft, Informatik sowie Maschinenbau und Elektrotechnik.
Rauch hatte die Parteiführung in Vorarlberg erst Mitte 2021 an das Duo Daniel Zadra/Eva Hammerer abgegeben. Ein Generationswechsel – man sah ihn folglich am Weg in die Polit-Pension. Zwar war damit zu rechnen, dass Zadra und Hammerer für Rauch und seine Regierungskollegin Sozial-Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) noch vor der Landtagswahl 2024 in die Regierung nachrücken, der wohl im ganz kleinen Kreis fixierte Wechsel nach Wien soll die Parteifreunde im Land aber überrumpelt haben.
Innerhalb der Vorarlberger ÖVP soll die Nachricht von Rauchs Abgang durchaus mit Bedauern zur Kenntnis genommen worden sein. Rauch galt als berechenbarer Regierungspartner, mit dem die Volkspartei eine pragmatische Zusammenarbeit pflegte. Interessantes Detail: Rauch ist seit dem Vorjahr mit der Vorarlberger SPÖ-Vorsitzenden und niedergelassenen Allgemeinmedizinerin Gabriele Sprickler-Falschlunger verheiratet. Falschlunger ist wie Rauch Politprofi – ihr Vater Karl Falschlunger war zudem langjähriger SPÖ-Landtagsabgeordneter und rotes Urgestein im Ländle. (rüm)