In Österreich wurde der erste FSME-Fall in diesem Jahr verzeichnet. Expert:innen warnen nun vor den schweren Folgen einer Impfnachlässigkeit.
Fünf Grad Celsius reichen schon aus und Zecken werden in der Natur aktiv. Damit hat das heurige Zeckenjahr in Österreich früh begonnen – und es gibt schon den ersten nachgewiesenen Fall der von den Tieren übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), wie Jörg Weber, Neuro-Intensivmediziner am LKH Klagenfurt, im Rahmen einer Pressekonferenz berichtete. Unter dem Motto „FSME muss nicht sein“ warnten Expert:innen vor den Folgen einer in Österreich bemerkbaren „Impfnachlässigkeit“. Im vergangenen Jahr hatten fast zwei Drittel der mit FSME diagnostizierten und hospitalisierten Personen – 66 von 104 Personen – schwere neurologische Symptome – und das, obwohl die Zahl der Betroffenen insgesamt vergleichsweise gering war. „Ungefähr gleich hoch war auch der Anteil der Infizierten über 50 Jahre“, bilanzierte Bernhard Haas vom Institut für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der steirischen KAGes. Und dies sei wiederum ein Hinweis für „nicht gut eingehaltene Impfabstände“, erläuterte der Experte über das von den Fallzahlen „mittelschwere Jahr“. 2022 waren es etwa 179 Fälle, 2020 waren es 216. Ältere Patient:innen hätten grundsätzlich ein höheres Risiko, einen schweren Verlauf mit möglichen Dauerfolgen zu erleiden, nachdem sie oftmals bereits von anderen Krankheiten vorbelastet sind. Die Expert:innen mahnten, das empfohlene Impfschema gegen FSME einzuhalten, um schwere Verläufe zu vermeiden und sich im besten Fall vor einer Übertragung zu schützen. Eine Titerbestimmung ist im Normalfall weder notwendig noch empfohlen.
Ob 2024 ein intensives Zecken- und/oder FSME-Jahr wird, lässt sich laut Georg Duscher von der Abteilung Tiergesundheit in der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) nicht sagen. Ein frühes Auftauchen wird allerdings seit Jahren beobachtet und milde Winter begünstigen die Zecken auf jeden Fall, sagte Duscher. Die langanhaltenden milden Temperaturen des laufenden Jahres haben für ein außergewöhnlich frühes Auftreten vermeintlicher Riesenzecken gesorgt – dabei handelt es sich um die heimische Art der „Buntzecke“, deren Population scheinbar im Zunehmen ist und die sonst erst im März auf der Bildfläche erscheint. Laut AGES gibt es in Österreich 18 Zeckenarten und am häufigsten ist der Gemeine Holzbock anzutreffen. Nicht viele Zecken seien Träger des FSME-Virus, der Anteil liegt laut Duscher im Promille-Bereich. Borrelien hingegen würden aber bei 20 bis 30 Prozent der Zecken auftreten, hier sei das rechtzeitige Entfernen aber ein probates Mittel, denn bis zu zwölf Stunden dauert hier die Übertragung der Bakterien. Kommt es hingegen zum Kontakt mit einer FSME-Zecke, nützte wenig, außer eben geimpft zu sein.
Besonderes Augenmerk legten die Expert:innen bei der Pressekonferenz auf die tropische Riesenzecke (Hyalomma sp.), denn sie könnte, durch milde Winter und Klimawandel begünstigt, dauerhaft heimisch bei uns werden. Ins Land kommen die Tiere mit Zugvögeln und „landen“ bevorzugt auf Pferden, 70 Prozent dieser gemeldeten Zecken wurde auf diesen Wirten gefunden. „Riesenzecken suchen den Wirt aktiv auf, im Gegensatz zu den wartenden heimischen Zecken. Problematisch ist diese Art, weil sie als Träger der Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren neue Probleme mit sich bringen, betonte Weber. Noch ist dieses Virus in Österreich aber nicht nachgewiesen worden. Aber auch heimische Arten bedürfen der genauen Überwachung und werden monitort. Die AGES bittet jedoch, gerade bei der Riesenzecke um Zusendungen von Bildmaterial per Mail an die Adresse zecken@ages.at, aktuell arbeite die AGES aber auch an einer Option, Zecken einzuschicken. (kagr/APA)