Einleitend sei gesagt, dass in Oberösterreich seit über 10 Jahren der Landesverband Hospiz alle diesbezüglichen Bestrebungen und Initiativen vereint und vernetzt. Hervorgegangen aus den schon damals (Ende der 1990er Jahre) nahezu flächendeckend vorhandenen ehrenamtlichen Hospizinitiativen (mobile Hospizteams zur psychosozialen Unterstützung von Schwerkranken und deren Lebensumfeld inklusive Trauerbegleitung) und den Palliativstationen in den Krankenhäusern der Barmherzigen Schwestern in Ried und Linz kamen in den vergangenen Jahren Vertreter aller neu entstandenen Palliative-Care-Einrichtungen hinzu: dazu zählen das mobile Palliativteam Linz und Umgebung der Caritas (Bezirke Linz, Linz-Land, Uhrfahr-Umgebung), das mobile Palliativteam Salzkammergut des Vereins Hospiz Vöcklabruck (Bezirke Vöcklabruck und Gmunden), das mobile Palliativteam Wels des Vereins Hospiz Wels (Bezirke Wels, Wels-Land), die Palliativstation des Landeskrankenhauses Vöcklabruck, die Palliativstation des KH der Elisabethinen in Linz, die Palliativstation des KH Wels/Grieskirchen, die (erst im April 2011 eröffnete) Palliativstation des LKH Steyr sowie bereits existierende Palliativkonsiliardienste.
Wenn im Lauf des heurigen Jahres noch eine Palliativstation im AKH Linz und im LKH Rohrbach den Betrieb aufnehmen, ist die Umsetzung des intramuralen Teils in Oberösterreich abgeschlossen, da es derzeit keinen konkreten Plan zur Errichtung stationärer Hospize zur Langzeitversorgung Sterbender gibt – die Finanzierung jener Einrichtung ist durch die Ansiedlung im Sozialressort auf hohe Selbstbehalte angewiesen, was derzeit regionalpolitisch klar abgewiesen wird. Die Errichtung eines Tageshospizes im Zentralraum Linz ist prinzipiell angedacht, die tatsächliche Implementierung ist aber derzeit wegen seiner nicht flächendeckenden Wirkung prioritär herabgestuft.
Der extramurale Part der Hospiz- und Palliativversorgung wird aktuell zu je einem Drittel von Einrichtungen der Caritas, des Roten Kreuzes und freien Vereinen (Freistadt, Gmunden, Vöcklabruck und Wels) übernommen.
Die Finanzierung der Koordinationsstellen (Einsatzleitungen) der Ehrenamtlichen in der Hospizarbeit ist durch jährlich planmäßige, prozentuelle Aufstokkung der Unterstützung aus dem Sozialressort bis 2015 (2017) großteils gesichert.
Die aktuelle Herausforderung für das Land besteht derzeit im Ausbau flächendeckender Versorgung mit mobilen Palliativteams mit Brückenfunktion. Für diesen Bereich ist keine klare Finanzierungszuständigkeit gegeben: einerseits Krankenhausentlastung, unterstützt von Strukturmitteln, und andererseits mobiler Dienst.
Der vom Land Oberösterreich beim IFF (Institut für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung) in Auftrag gegebene „Landesplan Hospiz Oberösterreich“ leidet in diesem Punkt aus heutiger Sicht an hochgradiger Unschärfe, da dieser Landesplan auch zeitlich parallel zu jenem Plan entwickelt wurde, der vom Bundesministerium für Gesundheit beim damaligem ÖBIG (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheit) in Auftrag gegebenen wurde – da also zum Zeitpunkt der Erstellung keine gültigen Strukturqualitätskriterien vorlagen.
Die im ÖBIG-Plan (2002–2004 entwi – ckelten) Zahlen und Daten erweisen sich nach mehrjähriger Praxis als stimmig und richtig, mit der vorgeschlagenen Ausstattung von 4,5 VZÄ (Vollzeitäquivalenten) pro Team für eine mediane Einwohnerzahl von 140.000 (in regional schwierigen Gebieten auch 80.000, in Ballungszentren auch deutlich mehr) wäre durchaus die Versorgung sicherzustellen. Auch Einsparungsmöglichkeiten durch Synergien bei Teamzusammenlegungen für Versorgungsregionen sind durch die Expertise der täglichen Praxis gedeckt.
Da sich die Tätigkeit eines mobilen Palliativteams jedoch unbedingt auf den Zeitrahmen einer 24-Stunden-Versorgung an sieben Wochentagen ausdehnen muss – nachdem gerade die Nacht, das Wochenende und Feiertage Schwachstellen der existierenden Regelversorgung darstellen –, sind mindestens sieben Vollzeitäquivalente für eine Gesundheitsregion vorzusehen, da nur mit dieser Zahl die Rundumversorgung auf Dauer gewährleistet werden kann, ohne die Mitarbeiterinnen jenseits jeder exis tie – renden Arbeitszeitregelungen zu belasten.
Dringende Erfordernisse: Palliativteams für die Bezirke Ried/Schärding/Braunau sowie Freistadt/Rohrbach/Perg und Steyr/ Steyr-Land/Kirchdorf neben der Ausweitung des Teams Wels auch auf Grieskirchen und Eferding sind das Gebot der Stunde – es ist nicht einzusehen, dass nur die Hälfte der Bevölkerung des Landes von diesen Angeboten profitieren kann.
Mobile Palliativteams stellen einen unverzichtbaren Teil der Begleitung Sterbender und deren Familien in engster Zusammenarbeit mit allen bestehenden mobilen Diensten und mit Unterstützung der Hausärztinnen dar.
Die statistische Wahrscheinlichkeit, in einer durchschnittlich großen Hausarztpraxis (ohne Pflegeheim) mit komplex gelagerten palliativen Situationen in Kontakt zu kommen, liegt bei etwa einem Fall pro Jahr! Durch mehrjährig im Land abgehaltene Kurse zur Erlangung eines Ärztekammer- Diploms für Palliativmedizin als Ergänzung zu den Angeboten in Wien und Salzburg haben nahezu 200 Kolleginnen diesbezügliche Expertise gewonnen.
Auch mit dem Regelversorger des extramuralen Bereiches, der Gebietskrankenkasse OÖ, verbindet uns ein reger, fruchtbarer Dialog: die Ausstattung der mobilen Palliativteams mit Material für Infusionen und Basismedikamenten erfolgt analog einer Praxisausstattung durch die GKK seit Einführung der Teams. Ein Pilotprojekt mit interessierten Hausärzten, in deren Region ein Palliativteam tätig ist, wurde im Jänner 2011 gestartet.