Die Therapie der Wahl im Frühstadium des NSCLC ist die kurative operative Entfernung des Tumors im Sinne einer R0-Resektion sowie die radikale mediastinale En-bloc-Lymphadenektomie. Der Tumor sollte möglichst durch eine Lobektomie oder Pneumektomie entfernt werden. Trotz der kompletten Entfernung des Tumorgewebes ist die Langzeitprognose schlecht, vermutlich aufgrund bereits bestehender Mikrometastasen bei der Diagnosestellung.
Um die Prognose dieser Patienten zu verbessern, wurden in den letzten Jahren mehrere internationale, randomisierte, multizentrische Studien mit adjuvanter Chemotherapie durchgeführt.
IALT, NCIC JBR.10, ANITA: Die größten und wichtigsten Studien, die positive Ergebnisse zu diesem Thema erbrachten, waren die IALT-Studie (mit 1.867 Patienten in den Stadien I–III), die NCIC-JBR.10-Studie (mit 482 Patienten in den Stadien IB–II) und die ANITA-Studie (mit 840 Patienten in den Stadien I–III) (Tab. 2). Die Chemotherapie bestand meist aus einer Kombination von Cisplatin mit einem Zytostatikum der 3. Generation. Alle drei Studien zeigten ein positives Ergebnis nach 5 Jahren, wobei die IALT-Studie nach 7,5 Jahren einen signifikanten positiven Effekt nicht mehr nachweisen konnte. Sowohl die NCIC-JBR.10- als auch die ANITA-Studie zeigten jedoch auch nach 6 bzw. 9 Jahren noch immer positive Ergebnisse.
LACE-Metaanalyse: Es wurde eine Metaanalyse (LACE) mit insgesamt 5 Studien durchgeführt. Dabei wurden die Studien ANITA, IALT, NCIC JBR.10, ALPI-EORTC und BLT zusammengefasst. Das Ergebnis dieser Metaanalyse ergab ebenfalls einen Überlebensvorteil für die Chemotherapiegruppe gegenüber der Kontrollgruppe nach 5 Jahren. In diese LACE-Metaanalyse wurden insgesamt 4.584 Patienten inkludiert. Es zeigte sich ein 5-Jahres-Überlebensvorteil von 5,3 % für cisplatinhältige Chemotherapie. Das Ergebnis war allerdings stadienabhängig, wobei im Stadium I kein signifikanter Vorteil nachgewiesen werden konnte (Abb. 1 + 2).
Die Voraussetzung für eine adjuvante Chemotherapie ist eine kurative Operation mit einer R0-Resektion, ein Tumorstadium II–III, ein guter Allgemeinzustand (PS 0–1) mit rascher Erholung postoperativ, und dass keine schwerwiegende Komorbiditäten bestehen. Die Chemotherapie sollte 4–6 Wochen nach der Operation beginnen.
Es sollten Substanzen Verwendung finden, deren Wirkung ausreichend durch die Phase-III-Studien belegt wurden.
Es wurde in der NCIC-JBR.10- und der ANITA-Studie ausschließlich und in der IALT-Studie in 27 % eine adjuvante Kombinationschemotherapie mit Vinorelbin und Cisplatin verwendet. Aus diesem Grund ist die internationale Empfehlung eine Kombination mit Vinorelbin und Cisplatin, bei Kontraindikationen für Cisplatin sollte Carboplatin verabreicht werden. Insgesamt werden 4 Zyklen Therapie empfohlen.
Für das Stadium I des kurativ operierten NSCLC gibt es keine ausreichenden positiven Daten. Aus diesem Grund ist eine kritische und zurückhaltende Indikationsstellung zur adjuvanten Chemotherapie in diesem Stadium empfohlen.
Toxizitäten: Es ist darauf zu achten, dass die adjuvante Chemotherapie auch einen Überlebensvorteil für den einzelnen Patienten erbringt. Die Chemotherapie ist mit – vor allem hämatologischen – Nebenwirkungen behaftet. Daher muss für jeden einzelnen Patienten genau abgewogen werden, ob die Therapie für ihn zumutbar ist.
Adjuvante Strahlentherapie: In einer der Subanalysen der ANITA-Studie hat sich gezeigt, dass es im Stadium IIIA (N2) einen Überlebensvorteil geben kann, wenn anschließend nach der adjuvanten Chemotherapie eine Radiatio des Mediastinums erfolgt.
Aufklärung: Der Patient muss vor der adjuvanten Chemotherapie detailliert über Vor- und Nachteile der Therapie aufgeklärt werden. Nur wenn der Patient einverstanden ist, kann die Behandlung durchgeführt werden.