Akute myeloische Leukämie

Gemtuzumab-Ozogamicin (GO) in der Erstlinientherapie

Bei 280 PatientInnen im Alter von 50 bis 70 Jahren mit De-novo-AML wurde additiv zu Daunorubicin/Cytosinarabinosid („3+7“-Schema) fraktioniertes Anti-CD33-Calicheamycin (Gemtuzumab-Ozogamicin) eingesetzt. Diese additive Gabe von GO in drei fraktionierten Dosierungen führte zu einer signifikanten Verbesserung des ereignisfreien-, aber auch des Gesamtüberlebens (Tab. 1, Abb.). Wie bereits bekannt, waren an spezifischen Toxizitäten veno-okklusive Erkrankungen und eine Verlängerung der Dauer der Thrombopenie zu verzeichnen.

Kommentar: In der Zulassungsstudie wurde GO in wesentlich höherer Dosierung in 2 Fraktionen eingesetzt. Nachdem sich im frühen Stadium (ASH 2009, Petersdorf et al., ASH 2011 Delaunay et al.) keine Verbesserung des Gesamtergebnisses zeigte – oder zumindest nur bei Subgruppen (Burnett et al., JCO 2011), wurde Mylotarg® sogar vom Markt genommen.
Die hier vorgestellte Studie zeigt (Castaigne et al., ASH 2011) durch die niedriger dosierte fraktionierte Gabe von GO bei geeigneten PatientInnen eine beachtliche Möglichkeit auf, dieses Immunkonjugat in die Primärtherapie der De-novo-AML zu integrieren!

Konditionierungstherapie vor allogener Stammzelltransplantation

Standard vs. reduzierte Intensität: Bei PatientInnen mit Hoch- und Intermediär-Risiko-AML gilt die intensive Konditionierung mit TBI 12 Gy + Cyclophosphamid 120 mg/kg als effizienter Standard, der allerdings mit einer relativ hohen transplantationsassoziierten Morbidität und Mortalität einhergeht. Prospektiv randomisierte Studien mit reduzierter Konditionierung zur Feststellung der Äquivalenz mit intensiver Konditionierung fehlten bisher. Bornhäuser et al. stellten eine solche Studie bei 195 PatientInnen mit AML vor: TBI 12 Gy + Cy 120 mg/kg vs. TBI 8 Gy + Fludarabin 120 mg/m2 (Tab. 2). Die dosisreduzierte Konditionierung führte zu einer signifikanten Reduktion der Frühmortalität ohne Erhöhung des Rezidivrisikos bei PatientInnen mit AML. Die Nachbeobachtung dieser hochinteressanten Studie ist allerdings noch zu kurz, um die Frage eines erhaltenen Rezidivrisikos beantworten zu können. Zum jetzigen Beobachtungszeitpunkt ist die TRM signifikant besser, die Überlebensrate äquivalent.

Allogene Fremdspendertransplantation

Bisher fehlten randomisierte Studien zum Vergleich der Knochenmarktransplantation gegenüber der Transplantation mit G-CSF-mobilisierten peripheren Blutstammzellen (PBSZT) bei nichtverwandten Spendern. Anasetti et al. berichteten über eine solche Studie bei 541 PatientInnen mit AML, ALL und MDS (Tab. 3). Die Überlebenszeit nach 2 Jahren zeigte keinen Unterschied nach der Transplantation mit PBSZT verglichen mit einer Knochenmarktransplantation. Diese Daten gelten nur für die myeloablative Konditionierung.

 

KEY MESSAGES

Studie ALFA 0701: Geringer dosiertes fraktioniertes Gemtuzumab-Ozoga – micin (Mylotarg®) + Standardchemotherapie verbessert das ereignisfreie, Gesamt- und rezidivfreie Überleben von Patienten mit De-novo-AML (Alter 50–70 Jahre) und günstiger/intermediärer Zytogenetik.

Reduktion der Frühmortalität ohne Erhöhung des Rezidivrisikos durch dosisreduzierte Konditionierung vor Allo-SCT: erste Ergebnisse einer prospektiv-randomisierten Vergleichstudie.

Gesamtüberleben nach Knochenmarktransplantation von nichtverwandten Spendern gegenüber der häufiger praktizierten Transplantation mit peripheren Blutstammzellen – im Setting der myeloablativen Konditionierung (gilt nicht für RIC) – nicht schlechter.