Zum Thema neoadjuvante Chemotherapie war ein Vortrag von Gabriel Hortobágyi interessant, der als eigentliches Highlight festhielt, dass neoadjuvante Studien beim Mammakarzinom von der FDA nunmehr als Mittel der beschleunigten Medikamentenzulassung akzeptiert sind, was letztlich ein Erfolg aller Studiengruppen ist, die zu Erkenntnissen in diesem Setting beigetragen haben. Die wichtigste Frage galt der einheitlichen Definition der pathologischen Komplettremission (pCR) als Surrogatparameter für das Gesamtüberleben. Laut einer aktuellen Metaanalyse (CTNeoBC) von Studien mit insgesamt 13.125 Patientinnen ergibt sich die beste Korrelation mit dem Gesamtüberleben dann, wenn der Endpunkt pathologische Komplettremission sowohl den Primärtumor als auch die Axilla beinhaltet, wobei ein Carcinoma in situ nach neoadjuvanter Chemotherapie die Langzeitprognose nicht beeinflusst und daher in die pCR einberechnet werden kann – wie es von einigen Studiengruppen auch gehandhabt wird: am MD Anderson Cancer Center, von der NSABP, der Neo-BIG oder der ABCSG (anders z. B. die GBG in Deutschland). Die höchsten pCR-Raten finden sich bei Patientinnen mit „triple negativen“ Tumoren, bei HER2-positiver Erkrankung, bei G3-Tumoren und bei fehlender Hormonrezeptorexpression. Ein weiterer unabhängiger prädiktiver Parameter für eine hohe pCR-Rate ist ein junges Alter < 35 Jahren: Tumoren im sehr jungen Alter sind biologisch anders und präsentieren sich häufiger mit Hochrisikokriterien, daher profitieren – anders als sonst – auch hormonrezeptorpositive/HER2-negative Patientinnen von einer pathologischen Komplettremission im Sinne der Langzeitprognose.