SPECTRUM ONKOLOGIE: Herr Professor Singer, die Brustexperten der Universitätsklinik für Frauenheilkunde nutzen den Oktober als Monat der Brustgesundheit für eine wissenschaftliche Veranstaltung und für einen Publikumsnachmittag. Welche Schlüsselinfor – mationen sollen Ärzte und Frauen mitnehmen?
Univ.-Prof. Dr. Christian Singer: Wenn wir die Mortalität beim Mammakarzinom senken wollen, müssen wir Frauen darüber informieren, wie sie ihr Risiko durch einen entsprechenden Lebensstil senken können. Wir müssen sie auch davon überzeugen, die Möglichkeiten zur Brustkrebsfrüherkennung zu nutzen. Noch effektiver wäre es, in Österreich so bald wie möglich ein flächendeckendes Brustkrebsscreening einzuführen. Bereits in Österreich durchgeführte Pilotprojekte zeigen, dass wir hierbei besser abschneiden können als der EU-Rest. Wir müssen auch alles daran setzen, Frauen mit familiärer Veranlagung zu Brust- und Eierstockkrebs so früh wie möglich zu erkennen und sicherzustellen, dass sie eine genetische Beratung und eine entsprechende Betreuung erhalten. Österreich ist hier ein Vorreiterland, in dem es bereits 44 entsprechende Anlaufstellen1 gibt. Und wir müssen alle dafür sorgen, dass Frauen mit Brustkrebs nur in zertifizierten Brustzentren2 behandelt werden.
Warum plädieren Sie mit Nachdruck für die Betreuung in zertifizierten Brustzentren?
In diesen Zentren erhalten Frauen nicht nur die bestmögliche Behandlung auf dem letzten Wissensstand, sie werden auch umfassend in einem interdisziplinären Team betreut. Für die Frauen bedeutet das, alle diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten unter einem Dach vorzufinden und nach einem strukturierten Plan behandelt zu werden. Die Zusammenarbeit im Team gewährleistet, dass keine Information verloren geht und das gesamte Wissen genutzt wird. Darüber hinaus bieten zertifizierte Zentren die Möglichkeit der psychoonkologischen Betreuung vom Zeitpunkt der Diagnose an. Ich kann nur eindringlich an alle Kolleginnen und Kollegen appellieren, Brustkrebspatientinnen an ein solches Zentrum zu überweisen. Patientinnen profitieren davon, dass das Mammakarzinom die Kernexpertise dieser Zentren ist. Nirgends anders erhalten Brustkrebspatientinnen eine Betreuung von so hoher Qualität. In Österreich sind derzeit mehr als zehn dieser Zentren zertifiziert, weitere Zentren werden in naher Zukunft eine Zertifizierung erhalten. Damit wird die Möglichkeit geschaffen, alle Brustkrebspatientinnen in Österreich umfassend zu betreuen.
1 Genetische Beratung bei familiärer Veranlagung zu Brust- und Eierstockkrebs in Österreich: http://www.krebshilfe.net/pdf/info/ Beratungsstellen.pdf
2 http://www.doc-cert.com/62/Brustgesundheitszentren/ Zert._Brustgesundheitszentren.html