COVID-19 ist nicht die erste Pandemie, und wird wohl auch nicht die letzte sein, dennoch hat sich sowohl in der Arbeit als auch im Gesellschaftsleben sehr viel geändert und die meisten wurden doch von der rasanten Ausbreitung überrascht. Da es rezent eine Unmenge an Information gibt und auch die Medien fiebern, ist es angebracht, die bisherigen Publikationen zu sichten und zu präsentieren.
Wir wurden im Auftrag der Österreichischen Gesundheitskasse gebeten, für das Hanusch-Krankenhaus eine Übersicht bezüglich COVID-19 zusammenzustellen, und die Ärztinnen und Ärzte der 3. Med. Abteilung sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter unserer Abteilung haben in den letzten fünf Wochen soweit möglich publizierte wissenschaftliche Arbeiten bezüglich COVID-19 gesichtet, bewertet und zusammengefasst. Viel Mühe in einer Zeit, die auch sonst eher arbeitsintensiv war und ist. Erfreulicherweise haben sich auch befreundete Kolleginnen und Kollegen an den Kliniken in Wien und in Graz bereit erklärt, die Zusammenfassungen kritisch durchzulesen und zu ergänzen, und der MedMedia Verlag gestaltet nun mit uns ein Sonderheft. Vielen Dank allen und Chapeau!
Es muss wie immer den Lesern vorbehalten sein, die präsentierten Arbeiten zu bewerten und eigene klinische Erfahrungen einzubringen, und dann, je nach den lokalen Gegebenheiten, eigene Entscheidungen zu treffen. Dieses Heft kann kein Leitfaden oder SOP für mit COVID-19 befasste Ärztinnen und Ärzte sein.
Es ist durch diese Pandemie unser Wirklichkeitssinn gefordert, um die Situation richtig einzuschätzen, aber – und das ist das Spannende – auch unser Möglichkeitssinn. Einige Strukturen könnten jetzt langfristig geändert werden. Wir haben die Chance, Strukturen zu entwickeln, die sich jetzt und auch nach der Pandemie als sinnvoll erweisen. Mit Bevölkerungswachstum, Klimawandel und einer relativen Anhäufung von Epidemien wird COVID-19 wohl nicht die letzte Herausforderung für uns sein.
Ein Wissenszuwachs bezüglich Epidemiologie, Risikoabschätzung bezüglich Altersstruktur, Komorbiditäten und Erkennen von Versorgungslücken oder Engpässen müssen auch nach der Corona-Krise für die zukünftige Versorgung von uns allen genützt werden. Flexibilität in der Arbeitszeit, sinnvoll diversifizierte abgestufte Versorgungsstrukturen, Screening von Risikopatienten, Mitarbeiter- und Patientenschutz und letztlich räumliche Strukturierungen an den Kliniken, Erfahrungen mit Videokonferenzen und Telemedizin werden auch nach Corona wertvoll bleiben. Schlechte Erfahrungen und Katastrophen sind zu wertvoll, um vergessen zu werden.
Uns ist allen klar, dass bereits mit Drucklegung dieses Heftes einige der veröffentlichten Arbeiten überholt sein werden, daher planen wir, im Spätherbst ein zweites Heft aufzulegen, und es wird interessant sein zu sehen, was Bestand hat oder sich verändert hat bzw. völlig neu bewertet werden muss.
Neben der medizinischen Literatur sind Ernst Bloch mit „Das Prinzip Hoffnung“, Albert Camus mit „La Peste“, „1918 – Die Welt im Fieber“ von Laura Spinney – von der wir uns den Eingangstitel entliehen habe – und last but not least das „Dekameron“ von Boccacio literarische Alternativen.
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