Ein Schwerpunkt lag dieses Jahr auf der „Onkologischen Bildgebung“, was in insgesamt 30 wissenschaftlichen Sitzungen und Refresherkursen mit 160 Vorträgen seinen Ausdruck fand. Darunter fiel auch der vierteilige Spezialkurs „Essentials in Oncologic Imaging – what radiologists need to know“, welcher durch eine Kooperation von ESR und RSNA realisiert werden konnte und sich häufigen soliden Tumoren, (z. B. Lungen-, Colon-, und Prostatakarzinom) sowie der radiologischen Detektion von toxischen Veränderungen im Rahmen von Chemo- und Radiotherapien widmete. Besonderes Augenmerk wurde auch auf die technischen und klinischen Innovationen des so genannten Hybrid Imaging (Hybridbildgebung) gerichtet, ein aktueller Themenbereich, der mit einem gesonderten Refresherkurs, einer wissenschaftlichen Sitzung sowie einem Satellitensymposium vertreten war.
Unter Hybrid Imaging versteht man die Kombination zweier Schnittbildmethoden in einem einzigen Gerät. In der Regel handelt es sich dabei um eine radiologische und eine nuklearmedizinische Methode. Die derzeit am weitesten verbreitete Technik ist die Kombination von Positronenemissionstomographie (PET) und Computertomographie (CT) in Form eines PET/CT-Hybridgerätes. Die PET bietet dabei „funktionelle“ Information, z. B. über den Glukosestoffwechsel eines Tumors, wohingegen die CT detaillierte anatomische Information liefert. Ein ähnliches, aber weniger weit verbreitetes Hybridverfahren ist die Kombination der Einzelphotonenemissionstomographie (SPECT) mit der CT in einem SPECT/CT-Hybridgerät. Ganz neu auf dem Markt ist die PET/MRT, also die Kombination von PET und Magnetresonanztomographie, für welche aktuell zwei wesentliche Gerätetypen zur Verfügung stehen. Während der erste, sequenzielle Gerätetyp aus einem räumlich getrennten PET-Scanner und einem MR-Scanner besteht, die über eine gemeinsame Patientenliege verbunden sind, und bei denen die beiden Untersuchungen nacheinander durchgeführt werden, handelt es sich bei dem zweiten Gerätetyp um ein „echtes“ Kombinationsgerät, das eine simultane Akquisition von PET- und MR-Bildern ermöglicht.
Ein Vorteil der PET/MRT-Simultantechnik gegenüber der sequenziellen Technik, welche derzeit auch für die PET/CT angewendet wird, ist die deutlich bessere Zuordnung der funktionellen PET-Information zu ihrem anatomischen Korrelat, wie Dr. Brendle aus Tübingen im Rahmen seines Vortages „Does simultaneous image acquisition by a hybrid MR-PET system result in a better registration quality of PET and morphologic data compared to sequential image acquisition by PET-CT?“ zeigen konnte. Im Abdomen betrifft dies vor allem die Leber und die Harnblase – hier ist durch die Simultantechnik eine verbesserte Tumordetektion zu erwarten. Dass die 18F-FDG PET/MR ohne Verwendung von Kontrastmittel der kontrastmittelverstärkten 18F-FDG-PET/CT gerade hinsichtlich der Detektion und Charakterisierung von Leberläsionen überlegen ist, konnte die schweizerische Studie „Diagnostic performance of PET/MR versus PET/CT in the abdomen“, präsentiert von Dr. Mader aus Zürich, zeigen. Doch nicht nur bei der Erkennung abdomineller Tumorerkrankungen bietet die PET/MRT Vorteile. Die Wiener Studie „Molecular imaging of breast tumours with MR-PET“, präsentiert von Dr. Pinker-Domenig, zeigte deutlich, dass die multiparametrische PET/MRT auch für Mammakarzinome und ihre Lymphknotenmetastasen sowohl sensitiver als auch spezifischer ist als die MRT alleine. Für die PET/MRT kommen hierbei neben kontrastmittelverstärkten auch so genannte „diffusionsgewichtete“ MR-Bilder zum Einsatz, ebenso wie der mittels MR-Spektroskopie bestimmte Gehalt des Stoffwechselmetaboliten Cholin und die Aufnahme des PET-Radiopharmakons 18F-FDG im Tumorgewebe.
Abgesehen von der Tumorerkennung ist die Fähigkeit, frühzeitig die Wirksamkeit systemischer Therapien, z. B. einer Chemotherapie, beurteilen zu können, ein wesentlicher Vorteil des Hybrid Imaging gegenüber herkömmlichen konventionellen Schnittbildtechniken. Bleibt beispielsweise die Stoffwechselaktivität des Tumors, gemessen durch die Anreicherung von 18F-FDG im PET-Bild, nach mehreren Chemotherapiezyklen unverändert hoch, oder nimmt sie sogar zu, muss eine Intensivierung oder Änderung des Behandlungsschemas in Betracht gezogen werden. Nimmt die Stoffwechselaktivität hingegen deutlich ab, so kann die Dauer der Therapie aufgrund des guten Ansprechens möglicherweise verkürzt werden. Wie Prof. Schoder aus New York, USA, in seiner Präsentation „Lymphoma“ (Teil des Spezialkurses „Essentials in Oncologic Imaging“) erläuterte, spricht ein negatives PET/CT nach 2–4 Zyklen Chemotherapie sowohl bei Hodgkin- als auch Non-Hodgkin-Lymphomen für ein exzellentes klinisches Endergebnis. Vorsicht ist allerdings bei negativem PET, aber sichtbarem Resttumorgewebe in der CT geboten: wie Dr. Lopci aus Rozzano, Italien, anhand der Studie „Prognostic value of residual CT masses in HD patients with a negative FDG PET after chemo/radiotherapy“ zeigte, gehen derartige, scheinbar avitale posttherapeutische Restveränderungen zumindest bei Hodgkin-Patienten mit einem erhöhten Rezidivrisiko und einer generell schlechteren Prognose einher.
Diffusionsgewichtete MRT: Ähnliche Informationen wie mit der 18F-FDG-PET/CT lassen sich hinsichtlich des Therapieansprechens – zumindest bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen – auch durch die diffusionsgewichtete MRT gewinnen, wie Dr. de Paepe aus Leuven, Belgien, in ihrer Präsentation „Whole body diffusion-weighted imaging at 3 Tesla field-strength for early treatment assessment and treatment prediction in lymphoma“ zeigen konnte. Diese spezielle MR-Technik erlaubt Rückschlüsse auf die Zelldichte des Tumorgewebes. Eine Kombination der beiden Methoden in Form einer PET/MRT-Untersuchung mit diffusionsgewichteten Sequenzen würde somit zwar einerseits redundante Information liefern, könnte jedoch andererseits zu einer Erhöhung der diagnostischen Konfidenz durch eine „doppelte Bestätigung“ des Ergebnisses führen. Allerdings findet sich in Abhängigkeit von dem verwendeten PET-Radionuklid und dem Tumortyp nicht immer eine Übereinstimmung von PET und MRT. Giesel et al. aus Heidelberg etwa konnten zeigen, dass für Patienten mit neuroendokrinen Lebermetastasen die diffusionsgewichtete MRT, nicht jedoch die PET unter Verwendung des Radionuklids 68Ga-DOTATOC, das selektiv an Somatostatinrezeptoren bindet, für die Beurteilung des Ansprechens auf eine 90Y-/177Lu-DOTATOC-Therapie geeignet ist.
Nicht nur für das Follow-up nach begonnener Therapie, sondern auch zur prätherapeutischen Evaluation eignen sich die Hybridtechniken vorzüglich. Sowohl die FDG-PET/CT als auch die MRT eignen sich laut der Präsentation „Whole body MRI and FDG-PET-CT for triage in patients planned for radioembolisation therapy“ von Dr. Schmidt aus München, Deutschland, bereits unabhängig voneinander ausgezeichnet für die Selektion von Patienten für eine Radioembolisation von Lebermetastasen mittels so genannter 90Yttrium-Microspheres. Eine Kombination beider Techniken führte in der Studie jedoch zu einer praktisch perfekten Spezifität.
ZUSAMMENFASSEND spiegeln die im Rahmen des diesjährigen ECR präsentierten Vorträge die rasante Entwicklung im Bereich der bildgebenden Diagnostik wider, von der gerade Krebspatienten direkt profitieren: sei es durch eine frühere Erkennung und Charakterisierung der Tumorerkrankung oder durch eine frühzeitigere und verlässlichere Beurteilung des Therapieansprechens. Auch in den kommenden Jahren wird diese Entwicklung fortschreiten, beispielsweise durch die Entwicklung neuer, spezifischerer PET-Radiopharmaka oder durch MR-Techniken, die im Gegensatz zur herkömmlichen MRT nicht auf dem Wasserstoffgehalt von Geweben, sondern auf anderen Elementen wie Kohlenstoff oder Helium beruhen und dadurch einen noch höheren Kontrast zwischen Tumor und umgebendem Gewebe bieten.