Pro Jahr (Durchschnitt der Jahre 2005–2007) erkranken in Österreich 2.600 Männer und 1.317 Frauen an bösartigen Neubildungen der Lunge (ICD 10: C33–C34) (Statistik Austria 2009). Allerdings zeigt die Entwicklung von Lungenkrebs im letzten Jahrzehnt einen gegenläufigen Trend: Die altersstandardisierte Erkrankungsrate sank bei den Männern um 20 % und stieg hingegen bei den Frauen um 23 % (Statistik Austria 2010). Die Inzidenz des Lungenkrebses reflektiert dabei die Prävalenz des Zigarettenrauchens von vor etwa 20 Jahren. Hoch besorgniserregend ist der in den letzten Jahren zunehmend frühere Einstieg in Nikotinkarrieren zu sehen: Der Beginn des Zigarettenrauchens bei unter 15-Jährigen erhöht die Lungenkrebssterblichkeit im Vergleich zu 25-Jährigen um das Dreifache (Doll R et Peto R, 1981).
Faktor Rauchen: Österreich zeichnet sich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern durch eine hohe Permissivität gegenüber dem Zigarettenrauchen aus. Dies betrifft das verunglückte Tabakgesetz mit der weiter bestehenden Möglichkeit des Rauchens in Gaststätten, die Zugänglichkeit für Jugendliche zu Tabakwaren und die öffentliche Darstellung des Zigarettenrauchens.
Keine andere Krebserkrankung ist so klar mit einem vermeidbaren Risiko, in diesem Fall dem Zigarettenrauchen, assoziiert. Dieser Zusammenhang öffnet der Primärprävention jede Möglichkeit zur erfolgreichen Reduktion der Lungenkrebsmortalität. Denn auch die Letalität der Erkrankung ist mit 89 % bei erkrankten Männern und 83 % bei erkrankten Frauen extrem hoch (Statistik Austria 2010).
Auf der Ebene des Individuums bedeutet dies ein um das 10–30-Fache erhöhtes Erkrankungsrisiko beim Raucher im Vergleich zum „Nie-Raucher“ und ein absolutes Lebenszeitrisiko von bis zu 30 % – in Abhängigkeit von Einstiegsalter, Dosis und Dauer des Zigarettenrauchens (sowie von anderen Risikofaktoren). Die Botschaft für den Raucher kann nur der ehestmögliche Rauchstopp sein. Bereits nach 5 Jahren Nikotinstopp zeigt sich ein Rückgang der Erkrankungswahrscheinlichkeit für Lungenkrebs, und nach 15 Jahren ist die mögliche Risikoreduktion von 90 % erreicht (Peto R et al., 2000).
Berufsbedingte Risiken: Neben dem Zigarettenrauchen spielen berufsbedingte Risken (z. B. Asbest, Radon, Holzverbrennung, ionisierende Strahlen) eine Rolle und sollten in der Anamnese im Besonderen beim erkrankten „Nie-Raucher“ genau dokumentiert werden, da das Lungenkarzinom in manchen Fällen als berufsbedingt anerkannt wird. Patienten, bei denen anamnestisch eine Lungenfibrose, COPD, ein Alpha-1-Antitrypsinmangel oder eine Tuberkulose zu erheben sind, haben ebenfalls ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko.