Eines der Kennzeichen einer Palliativstation ist, dass den Patienten neben Ärzten und Pflegekräften auch ein interdisziplinäres Team zur Verfügung steht, zu dem etliche Berufsgruppen – und eben auch die Sozialarbeit – zählen.
In einem so vielfältigen Team ist das Gemeinsame – im Gegensatz zum Nebeneinander – ein wesentlicher Faktor, denn die Gefahr, dass Informationen ungenügend ausgetauscht werden, ist sehr groß. Regelmäßige Teambesprechungen, Visiten und begleitende Supervision sind in diesem Setting nicht wegzudenken.
Was ist nun die spezielle Aufgabe der Sozialarbeit? „Der Sozialarbeiterin kommt hier besonders die Aufgabe des Bindeglieds zu, der Fachfrau für Kooperation, die im Hinblick auf Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und Konfliktfähigkeit geschult ist.“ (J.-C. Student 2007, S. 42). Demnach ist die Kernkompetenz der Sozialarbeit das Vernetzen der einzelnen Helfer und die Fähigkeit, den Blick auf das Ganze zu bewahren, um so die psychosozialen Bedürfnisse der Patienten bestmöglich zu wahren.
Eine weitere wichtige Aufgabe, die Sozialarbeitern in der Palliative Care zukommt, ist die Leitung ehrenamtlicher Teams, die in diesem Bereich wertvolle Arbeit leisten. Sowohl im stationären als auch im mobilen Bereich bedarf es einschlägig ausgebildeter ehrenamtlicher Helfer, die Menschen mit unheilbaren Erkrankungen begleiten – sie sind Experten für Alltagsfragen.
Vielfach organisieren und leiten Sozialarbeiter Trauergruppen, auch hier im multiprofessionellen Team mit Seelsorgern, Psychologen oder Therapeuten. Die unterschiedlichen Sichtweisen auf einen Patienten und seine Angehörigen sind eine große Bereicherung.
Alles in allem sind Sozialarbeiter „spezialisierte Generalisten für Alltagsfragen“ (J.-C. Student 2007, S. 42), da ja auch die Ausbildung ein breites Spektrum an Fachwissen vermittelt. Dennoch fällt es manchmal nicht leicht, genau diese Fachkompetenz in einem multiprofessionellen Team gut transparent zu machen. Meist als einziger Vertreter seiner Berufsgruppe hat man so oft einen nicht ganz leichten Stand im Gesamtteam.
Kommen wir zurück zu dem oben genannten Patientenbeispiel:
In einem Erstgespräch, das mit allen Patienten der Station standardmäßig stattfindet, wurde eine Sozialanamnese durchgeführt. Dabei wurden Ressourcen und Defizite im psychosozialen Umfeld erhoben. Weiters stellte sich heraus, dass bereits professionelle Helfer in der Familie tätig waren.
Aufgabenstellungen für die Sozialarbeiterin: Die Patientin verfügte über ein sehr gutes Netz im familiären Bereich, jedoch gab es die zwei kleinen Kinder, deren Versorgung am Nachmittag nicht ganz geklärt war. Hier war eine Beratung des Vaters hinsichtlich Nachmittagsbetreuung der älteren Tochter sehr wichtig, da dieser diesbezüglich Schuldgefühle hatte – es war eine wichtige Aufgabe der Sozialarbeit, ihn dahingehend zu entlasten, denn so war es möglich, dass die Kinder am Nachmittag keine Betreuung aus dem familiären Bereich benötigten. Falls der Vater länger arbeiten musste, hatte die Oma versprochen, diese Zeit verlässlich zu überbrücken.
Betreffend die Wohnsituation galt es ein Pflegebett zu organisieren, dafür war eine Vernetzung mit dem mobilen Palliativteam nötig, um eine Doppelgleisigkeit zu vermeiden.
Da die Patientin nur Pflegegeld der Stufe 1 erhielt, wurde mittels Palliativantrag ein Erhöhungsantrag bei der Pensionsversicherungsanstalt eingebracht. Bei Palliativpatienten beschleunigt die PVA durch diesen speziellen Antrag das Verfahren. Die Patientin hatte sowohl in der Pflegeanamnese als auch in der Sozialanamnese spirituelle Bedürfnisse angemeldet. Die regelmäßige Begleitung durch die Seelsorge war der Patientin in dieser Phase wichtig. Hilfreich war diesbezüglich auch der Austausch des Seelsorgers mit anderen Teammitgliedern im Rahmen persönlicher Gespräche bzw. der Mittagsbesprechung.
Während der Überlegungen und Planungen zur häuslichen Entlassung verschlechterte sich der Allgemeinzustand der Patientin sehr rasch. Dies war aus medizinischer Sicht angesichts der Ausdehnung der Grunderkrankung und in Zusammenschau der vorliegenden Befunde nicht überraschend. Die Möglichkeit für tumorbeeinflussende Therapien waren ausgeschöpft und von onkologischer Seite als nicht weiter zielführend bezeichnet worden.
Die Patientin verstarb einige Tage später im Beisein ihrer Brüder und der Mutter, die Kinder waren zu dieser Zeit wunschgemäß beim Vater. Schließlich galt es, in enger Zusammenarbeit mit dem Pflegeteam, den klinischen Psychologen und der Seelsorge, die Verabschiedung für die Kinder, aber auch für den engen Familienkreis auszurichten.
Das Zimmer wurde ansprechend mit Blumen gestaltet, die verstorbene Patientin nochmals entsprechend vorbereitet, und alle unnötigen Gegenstände wurden entfernt.
Die Kinder durften sich an das Bett der verstorbenen Mutter setzen und sich die Zeit nehmen, die nötig war. Im Anschluss konnten die beiden Mädchen mit der vertrauten Psychologin in einen anderen Bereich gehen. Die Erwachsenen stellten noch einige Fragen, die die notwendigen nächsten Schritte betrafen, die von der Sozialarbeiterin beantwortet werden konnten. Diese hat auch zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit, noch offen gebliebene Fragen sowohl am Telefon als auch persönlich im Sinne einer weiterführenden Beratung zu beantworten.
Da in regelmäßigen Abständen eine Trauergruppe auf der Station stattfindet, wäre es möglich, dass sich die Hinterbliebenen eines Tages wieder bei uns einfinden.