Das Konzept der Tumorstammzelle basiert auf der Erkenntnis, dass das kontinuierliche Wachstum von Tumoren und Leukämien von einer kleinen Population unreifer neoplastischer Zellen ausgeht. Im Vergleich dazu gab es die Beobachtungen, dass die reiferen Zellen der Neoplasie nach einigen Zellteilungen in Apoptose gehen. Es gibt drei wichtige Eigenschaften der neoplas – tischen Stamm zelle: die Selbsterneu – erungsfähigkeit, die Bewahrung des Gleichgewichtes zwischen differenzierenden und proliferierenden Zellen und die Möglichkeit der Differenzierung und Ausreifung.1–5
Die Herkunft der neoplastischen Stammzelle ist bis jetzt noch nicht geklärt, aber es gibt einige Theorien, die den Ursprung aus einer normalen Stammzelle oder die Übertragung von Stammzellfunktionen auf reifere Zellen postulieren. Die Identifikation der neoplastischen Stammzelle, aber auch die Separation von der normalen Stammzelle ist von großer Bedeutung, speziell in therapeutischen Konzepten. 1, 4, 5
In den letzten Jahren gab es einige Therapieansätze mit spezifisch zielgerichteten Medikamenten zur Behandlung der diversen Neoplasien. In einigen zeigte sich nach der Therapie eine minimale Resterkrankung, diese wird auf die resistente neoplastische Stammzelle zurückgeführt. Daher sollte der Fokus für die Entwicklung neuer Medikamente auch auf die Beeinflussung der Tumorstammzellen gerichtet sein. Seit einigen Jahren werden einige molekulare Targets und verschiedene Target-Expressionsprofile getestet, mit der Frage, ob diese Target- Strukturen eine Rolle in der Funktion von neoplastischen Stammzellen spielen und damit als therapeutische Targets von Bedeutung werden könnten.2
In den myeloischen Neoplasien, wie der akuten myeloischen Leukämie (AML), dem myelodysplastischen Syndrom (MDS) und der chronischen myeloischen Leukämie (CML), konnte gezeigt werden, dass die neoplastische Stammzelle im CD34+-Zellkompartiment zu finden ist. Die Charakterisierung der Oberfläche in der neoplastischen Stammzelle ist noch nicht abgeschlossen, aber einige CD-Antikörper konnten schon in den Neoplasien identifiziert werden. In der Therapie der Leukämien gibt es bereits einige Antikörperkonstrukte, die potenziell oder tatsächlich als therapeutische Substanzen eingesetzt werden können (CD33, CD44, CD52, CD123).3
Für die erfolgreiche Behandlung bestimmter Neoplasien scheint eine exakte Charakterisierung der neoplastischen Stammzellen sehr hilfreich zu sein.
1 Bonnet D, Br J Haematol 2005; 130(4):469–79
2 Schulenburg A et al., Cancer 2006; 107(10):2512–20
3 Florian S et al., Leuk Lymphoma 2006; 47(2):207–22
4 Dick JE, Blood 2008; 112(13):4793–807
5 Eaves CJ, Nature 2008; 456(7222):581–2