Erste Ergebnisse dieser Phase-III-Studie wurden von Prof. Rummel erstmals beim ASH-Meeting 2009 in New Orleans vorgestellt. Bereits zu diesem Zeitpunkt hat die Verbesserung des progressionsfreien Überlebens unter der Behandlung mit R-Bendamustin große Aufmerksamkeit erlangt. Mit Spannung wurde daher ein Update mit verlängertem Follow-up erwartet. Die aktuelle Präsentation nach einem medianen Follow-up von nun 45 Monaten hat die Erwartungen mehr als bestätigt, da das mediane PFS mehr als verdoppelt werden konnte (69,5 Monate bei R-Bendamustin gegenüber 31,2 Monate im Vergleichsstudienarm mit R-CHOP). Der Vorteil im progressionsfreien Überleben war nicht nur bei den follikulären Lymphomen zu beobachten, sondern insbesondere auch bei Patienten mit Mantelzelllymphom sowie Morbus Waldenström.
Die Ergebnisse hinsichtlich der Effektivität der R-Bendamustin-Kombination haben meiner Meinung nach einen besonders hohen praktischen Aspekt: Es konnte gezeigt werden, dass der Vorteil von Rituximab + Bendamustin im progressionsfreien Überleben sowohl bei Patienten im Alter unter 60 Jahren als auch beim Kollektiv im höheren Lebensalter gegeben war. Gerade diese in der Studie untersuchten Lymphomentitäten weisen eine besondere Häufigkeit in der siebten Lebensdekade und darüber auf.
Von Interesse ist vor allem die Analyse, welche bei Patienten-Subgruppen anhand der Serum-LDH durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich ein hochsignifikanter Vorteil von R-Bendamustin im progressionsfreien Überleben bei Patienten, welche bei Diagnosestellung des Lymphoms eine normale Serum-LDH aufwiesen.
Auch in dieser Fragestellung kann man sich als behandelnder Kliniker nur auf die Vorteile dieser Kombinationstherapie berufen: Rituximab + Bendamustin weist im Vergleich zu R-CHOP eine geringere Rate an hämatologischen Nebenwirkungen auf; im Falle der Neutropenie bedeutet dies auch eine signifikante Reduktion der infektiösen Komplikationen. Ebenso zeigt die Kombination von Rituximab + Bendamustin eine deutlich niedrigere Rate an peripheren Neuropathien. Die von vielen Patienten als sehr belastend empfundene Nebenwirkung der Alopezie kann durch diese Kombinationstherapie ebenfalls vermieden werden. Lediglich die Rate an therapiebedingten Hautreaktionen wurde im Behandlungsarm mit R-Bendamustin häufiger berichtet als im Kontroll-Studienarm.
Die präsentierten Daten haben meiner Meinung nach einen sehr hohen klinischen Stellenwert für die Erstlinienbehandlung von älteren Patienten mit den untersuchten Lymphomentitäten. Gerade diese Patientenpopulation weist eine hohe Rate an Komorbiditäten auf; daher ist ein effektives und nebenwirkungsarmes Behandlungsregime von besonderer praktischer Relevanz. Für die endgültige Etablierung der R-Bendamustin-Kombination als neuer Standard wäre allerdings eine vollständige Publikation der Datenlage wünschenswert.
Vielen Dank für das Gespräch!