Die Leipziger Arbeitsgruppe versuchte prädiktive Faktoren für eine erfolgreiche Prävention und Behandlung von Rezi – diven bei AML und MDS nach Allo-HSZT zu identifizieren. 256 konsekutive PatientInnen (Konditionierung mit Ganzkörperbestrahlung [TBI] 200/Fludarabin) wiesen nach 5 Jahren ein Überleben von 40 %, ein krankheitsfreies Überleben (DFS) von 35 % und eine nicht rezi div – assoziierte Mortalität (NRM) von 27 % auf; die Relapse-Rate betrug 48 %. Krankheitsspezifische Parameter (Stadium, Hochrisiko-Zytogenetik, initialer CD34+ leukämischer Phänotyp) wiesen keinen Zusammenhang mit der Inzidenz der Rezidive auf, dagegen korrelierten Graft-vs.-Host-Disease (GvHD) und CD34-Donor-Chimärismus (CD34-DCC; Tag +28) hochsignifikant (p < 0,0005) mit einem späten Rezidiv. PatientInnen mit akuter und/oder chronischer GvHD relapsierten in 13,6 % der Fälle, PatientIn – nen ohne GvHD in 48 % (p < 0,0005). CD34-DCC am Tag 28 < 90 % wäre prädiktiv für einen Relapse mit 82 % vs. einem Relapse-Risiko von 38 % bei einem CD34-Donor-Chimärismus > 90 % (p < 0,0005). Nur 4,5 % der PatientInnen, welche nicht relapsierten, hatten einen CD34-DCC (Tag +28) < 90 %.
Fazit: Die Induktion einer GvHD mit immunmodulierenden Maßnahmen (besonders < 100 Tagen post HSCT) korrelierte mit einem signifikant besseren Ansprechen und Überleben (p < 0,0005) nach einem Rezidiv. Der Graft-versus- Leukämie-Effekt manifestierte sich als Komplettremission (CR) in 63 % (mit GvHD) vs. 30 % (ohne GvHD) (p = 0,004). Zukünftige Studien müssen versuchen, den GvL-Effekt zu optimieren, ohne dabei eine zu starke klinisch schädliche GvHD zu induzieren.
Bei CD34+-Expression des leukämischen Klons korreliert eine sensitive Chimärismus- Analyse mit einer minimalen Resterkrankung (MRD). Sinken die CD34+-Spenderzellen auf < 80 %, kommt es innerhalb von 60 Tagen praktisch immer zu einem Rezidiv – trotz immunmodulierender Maßnahmen (Absetzen der Immunsuppression, Donor-Lymphozyten- Gabe).
Vor diesem Hintergrund untersuchte die Arbeitsgruppe aus Dresden die Effizienz von Azacitidin (AZA) auf die MRD bei fallenden CD34+-Spender-Chimärismus- Werten. 59 PatientInnen (5 MDS, 54 AML) mit sinkenden CD34+-DCC und daher erhöhter MRD erhielten AZA 75 mg/m2 s.c. Tag 1-7, für insgesamt 4 Zyklen alle 28 Tage.
Während einer präemptiven Therapie mit AZA wurde eine Grad-3/4-Neutropenie bei 80 % und eine Grad-3/4-Thrombopenie bei 65 % der PatientInnen beobachtet. 50 % (10/20) der PatientInnen erreichten ein komplettes Verschwinden der MRD, die bei 4 PatientInnen anhielt. Bei 30 % der PatientInnen zeigte sich eine stabile MRD während der ersten 4 AZA-Zyklen. Insgesamt trat ein Rezidiv bei 65 % der Fälle auf, konnte aber im Vergleich zur DLI und Absetzen der Immunsuppression um 6 Monate (median) verzögert oder gänzlich verhindert werden.
Die spanische GETH analysierte retrospektiv die Daten von 66 PatientInnen (1990–2010), die eine zweite Allo- HSZT zur Behandlung eines Rezidivs (AML, ALL, MDS/MPD, CML) nach erster Allo-HSZT erhielten. Bei einem Follow- up der Überlebenden von 63 (3–224) Monaten betrug die Zeit zwischen den beiden Stammzelltransplantationen 21 (1-180) Monate; die nichtrezidivassoziierte Mortalität (NRM) betrug 26,2 %, das Gesamtüberleben 315 Tage, das Überleben nach 1, 3 und 5 Jahren 38 %, 31 % und 31 %. PatientInnen mit gutem Remissionsstatus (CR, gute PR) wiesen mit 61 % (1 Jahr) und 51 % (3 Jahre) im Vergleich zu relapsierten/ progredienten Fällen [22 % (1 Jahr), 18 % (3 Jahre)] signifikant bessere Überlebenszeiten auf (p<0,001) PatientInnen mit einem Relapse < 1 Jahr nach erster HSZT wiesen eine schlechtere Über – lebenszeit (17 %, 1 Jahr, 9 % 3 Jahre) auf als PatientInnen mit einem späte ren Relaps (> 1 Jahr) zwischen beiden Stammzelltransplantationen (Über le – bensrate 50 %, 1 Jahr, 43 %, 3 Jahre, p < 0,001).
Verwandte oder unverwandte Spender, Spenderwechsel, myeloablative oder dosisreduzierte Konditionierung hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Resultate.