Die Qualität palliativer Betreuung und Behandlung hängt in entscheidendem Maß von der Qualität der Zusammenarbeit im multiprofessionellen interdisziplinären Team ab.
Palliative Care Teams setzen sich je nach Möglichkeit und Verfügbarkeit meist aus folgenden Bereichen zusammen: Krankenpflegepersonen, ÄrztInnen, SeelsorgerInnen, PsychologInnen und/oder PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, PhysiotherapeutInnen sowie aus anderen Bereichen wie z. B. Logopädie, Diätologie, Musiktherapie, Maltherapie. Eine wesentliche Ergänzung erfährt ein Palliativteam auch durch qualifizierte ehrenamtliche MitarbeiterInnen (z. B. für Spaziergänge mit PatientInnen, Sitzwachen, Vorlesen). Selbstverständlich braucht ein Team eine klar benannte und mit allen Kompetenzen ausgestattete Leitung, um qualitätsvoll und effektiv arbeiten zu können.
Palliative Kompetenz kann dann am bes ten zum Wohle von PatientInnen und deren Angehörigen wirksam werden, wenn
• die jeweils verschiedenen berufsgruppenspezifischen Fachkenntnisse bestmöglich eingebracht und genutzt werden
• die berufsspezifisch unterschiedlich wahrgenommenen Eindrücke der PatientInnenbeobachtung klar benannt und im Team ausgetauscht werden
• daraus vernetzte – multiprofessionelle und interdisziplinäre – Behandlungspläne abgeleitet werden
• jedes Teammitglied mithören, mitdiskutieren und nachvollziehen kann, warum bestimmte therapeutische Maßnahmen durchgeführt oder auch unterlassen werden
• jede MitarbeiterIn ihre jeweils eigenen fachlichen und persönlichen Grenzen kennt und erkennt.
All das wird idealerweise im Rahmen von regelmäßigen und gut strukturierten interdisziplinären PatientInnenbesprechungen abgehandelt, in denen sich jede Profession einbringen kann. Mit diesem hohen Vernetzungsgrad kann man der häufig sehr hohen Komplexität der Symp tome von PalliativpatientInnen am ehesten wirksam begegnen.
Die Letztverantwortung für medizinische Handlungen liegt selbstverständlich bei den (leitenden) ÄrztInnen, aber die Diskussionen und Begründungen sind im Team gemeinsam abzuhandeln und als Teamentscheidungen zu entwickeln. Eine gemeinsame und interdisziplinäre Dokumentation ermöglicht eine sehr genaue Darstellung der komplexen Symptomatik und unterstützt die interdisziplinäre Vorgangsweise.
Wesentlich für palliative Kompetenz ist die ausgeprägte Kombination aus palliativer Haltung, fachspezifischem Wissen und praktischen Fertigkeiten. Hier ist v. a. die Bedeutung der kommunikativen Kompetenz zu nennen, die den Schlüssel zu wahrhaftiger patientInnenzentrierter Betreuung und wirksamer Symptomkontrolle darstellt, bis hin zur Trauerbegleitung der Angehörigen.
Neben dem physischen Aspekt der betreuenden, pflegenden und behandelnden fachspezifischen Tätigkeiten der professionellen Teammitglieder ist allen die gemeinsame Sorge um soziales, psychisches und spirituelles Wohlbefinden der PatientInnen und ihrer Familien zu eigen.
Die Trennung der einzelnen Komponenten ist im definitiven Sinne der Palliative Care nicht möglich und nicht erwünscht, sodass bei der Körperpflege genauso auf die seelische Problematik eingegangen wird, wie bei einer ärztlichen Visite neben der Schmerzkontrolle auch die Ängste und Sorgen einer PatientIn Bedeutung haben und Berücksichtigung finden sollen.
Regelmäßige verpflichtende Teamsupervisionen, aber auch z. B. Trauerrituale und permanente, wahrhaftige Intervision und Kommunikation im Team helfen mit, diese Teamarbeit zu ermöglichen und am Leben zu erhalten. Dies hilft uns Betreuenden – und damit der PatientIn. Entgegen der oft vermuteten Annahme, dass MitarbeiterInnen in Palliativeinrichtungen häufiger an Burn-out leiden, wurde das Gegenteil gezeigt: Die Belastung ist niedriger als in intensivmedizinischen2 oder onkologischen3 Einrichtungen. Müller et al.4 zeigten, dass auch der bedeutendste Schutzfaktor, der den Mitarbeitenden beim Umgang mit dem Tod half, das Team war.
Um interdisziplinäre multiprofessionelle Teamarbeit praxisnah darzustellen, beschreiben wir im Folgenden eine ca. 40- jährige Patientin (verheiratet, 2 Töchter im Kleinkindalter), die auf vielen Ebenen die effektive und kompetente Unterstützung eines Palliativteams benötigte.
Die Patientin hatte ein weit fortgeschrittenes Mammakarzinom mit hepatalen und ossären Metastasen und bei der Aufnahme massiven Aszites. Anhand der Sichtweisen einer Sozialarbeiterin, einer Palliativpflegeperson und eines Palliativmediziners wird exemplarisch Teamarbeit dargestellt.
1 Sepúlveda C, Marlin A, Yoshida T, Journal of Pain and Symptom Management 2002; 24:91–96
2 Mallett K, Price JH, Jurs SG, Slenker S (1991), Relationships among burnout, death anxiety and social support in hospice and critical care nurses. Psychol Rep 68:1347–1359
3 Bram PJ, Katz LF (1989), Study of burnout in nurses working in hospice and hospital oncology settings. Oncol Nurs Forum 16:550–560
4 Müller M, Pfister D, Markett S, Jaspers B (2009), Wie viel Tod verträgt das Team? Schmerz 23:600–608