Das Vienna Cancer Center (VCC) stellt eine Vernetzung der onkologischen Spitalsabteilungen in Wien dar (Tab.). Bis Ende 2020 ist geplant, mit Standard Operation Procedures (SOPs) die Diagnose- und Behandlungsentscheidungen in den beteiligten Krebszentren zu vereinheitlichen. Damit soll gewährleistet werden, dass PatientInnen in jeder onkologischen Abteilung Wiens die gleiche Versorgung bekommen. Diese gemeinsame Linie ist nicht zuletzt auch angesichts moderner, oftmals hochpreisiger Medikamente von großer Bedeutung. Beispielsweise verursacht die Verabreichung der Immuncheckpoint-Inhibitoren, die bereits in 15 verschiedenen Indikationen registriert sind, pro PatientIn und Behandlungsjahr Kosten von weit über 80.000 Euro. Klare Richtlinien sollen gewährleisten, dass nur jene PatientInnen behandelt werden, die diese Therapie tatsächlich benötigen, dass andererseits aber alle PatientInnen, die tatsächlich profitieren können, diese Medikamente ohne Diskussion bekommen.
Angesichts des hochkomplexen, aufwändigen Prozesses kosten diese Medikamente laut Listenpreis 320.000 Euro pro Patient und Jahr. Derzeit dürfte es in Österreich rund 30 PatientInnen mit fortgeschrittenem malignem Lymphom geben, die in der Viert- oder Fünftlinie für diese Therapie in Frage kommen – das entspricht einer Gesamtsumme von rund zehn Millionen Euro. Von der Behandlung profitiert etwa die Hälfte dieser PatientInnen – wobei sich nicht im Vorhinein prognostizieren lässt, wer genau. Dem VCC ist es im Rahmen intensiver Verhandlungen gelungen, die Pharmaindustrie dafür zu gewinnen, für PatientInnen, die nicht auf die Therapie ansprechen („Therapieversager“), nur etwa die Hälfte der Kosten zu verrechnen. Damit ist es einerseits möglich, allen grundsätzlich geeigneten PatientInnen diese moderne Behandlung anzubieten, andererseits jedoch im Sinne der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft die Ausgaben für Therapieversager deutlich zu senken.
Für einen möglichst unkomplizierten und hürdenfreien Zugang zu den Partnern des VCC werden PatientInnen, Familienangehörige sowie zuweisende ÄrztInnen auf einer eigens dafür eingerichteten Website des VCC ab etwa April 2020 ein elektronisches Termin-Instrument finden.
Es unterstützt dabei, rasch und unbürokratisch zu einer kompetenten wohnortnahen Einrichtung des VCC für ein erstes Gespräch mit einer Krebsexpertin bzw. einem Krebsexperten zu gelangen.
Ein weiteres Projektbeispiel des VCC ist die geplante elektronische Verquickung zwischen den beteiligten Zentren, wobei das von der Vinzenz-Gruppe im Raum Linz etablierte System als Vorbild dient. Ziel ist es, die virtuelle Zusammenarbeit der Zentren zu unterstützen – beispielsweise im Rahmen von Tumorboards, die insbesondere bei seltenen Tumoren große Vorteile bieten.
Durch den Aufbau eines VCC-Studienbüros soll die Durchführung gemeinsamer klinischer Studien erleichtert werden, beispielsweise durch eine raschere Rekrutierung von PatientInnen. Das VCC kann somit von Forschungspartnern als zentrale Anlaufstelle für große, multizentrische Studien genutzt werden.
Damit erfährt Wien als Wissenschaftsstandort im Bereich der Onkologie eine zusätzliche Aufwertung und wird zu einem der größten internationalen Partner in der Entwicklung neuer Krebstherapien. Die Teilnahme an internationalen Studien ermöglicht PatientInnen den Zugang zu neuesten Therapien und fördert insgesamt die Entwicklung der heimischen Forschung.