Als Einleitung in den aktuellen Focus von Spectrum Onkologie zum Thema Mammakarzinom wurde ich gebeten, die einzelnen Beiträge im Sinne eines „Wordraps“ zu kommentieren, knapp, möglichst mit einem Satz, als „Short Cut“. Nun, diesen Gedanken aufgreifend, kommen wir in medias res zur neoadjuvanten Therapie.
Der Beitrag neoadjuvante Therapie, das Thema von Professor Thorsten Füreder, enthält eine Grundaussage, nämlich dass eine pathologische Komplettremission (pCR) aufgrund der Korrelation mit dem ereignisfreien und dem Gesamtüberleben unbedingt anzustreben ist. Insbesondere korreliert die pCR mit der Prognose von HER2- und triple-negativen Tumoren und ist daher bei diesen Patientinnen besonders wichtig.
Ein Thema im Beitrag chirurgische Therapie des Mammakarzinoms von Professor Florian Fitzal ist die Operation bei metastasierter Erkrankung. In den Studien ist dieses Thema nicht sehr gut abgebildet, die Meinungen gehen auseinander, und das Vorgehen kann daher auch nicht als neuer Standard empfohlen werden. Demgegenüber wird Onkoplastik immer wichtiger, weil wir neben der onkologischen auch die psychologische und kosmetische, vor allem auch die funktionelle Integrität der Patientinnen erhalten wollen.
CDK4/6-Inhibitoren sind das Thema von OA Daniel Egle, mit dem vielleicht provokanten Titel: Standard für alle? CDK4/6-Inhibitoren sind neuer Standard, und nach der Prämisse „best drugs first“ ist die Antwort prinzipiell „ja“, um dann zu überlegen, wer die Therapie nicht benötigt; und nicht „nein“, um dann zu überlegen, wer es vielleicht doch braucht. Aktuell am ESMO (siehe auch Bericht auf Seite 9) wurden erstmals Daten zum Gesamtüberleben präsentiert, die das Signifikanzniveau knapp verfehlt haben. Allerdings zeigt der Überlebensvorteil von etwa 7 Monaten, dass sich der PFS-Vorteil übersetzt. Das heißt also: Selbst wenn die Signifikanzschwelle knapp nicht erreicht wurde, so sind diese Monate an zusätzlichem Überleben im Median für den Einsatz der Therapie mehr als gerechtfertigt. Der Beitrag Hypofraktionierung, das Thema von Professor Joachim Widder – und ein Thema auch von Professor Felix Sedlmayer in seinem Bericht zur ÖGRO-Jahrestagung –, trägt ebenfalls den Titel: Neuer Standard für alle? Man kann sagen: zum Glück ja; höhere Effektivität und – anders als zunächst angenommen – auch geringere Toxizität, damit ist die Hypofraktionierung neuer Standard bei allen Patientinnen, für die seitens der Radiologie diese Therapie auch geplant wird.
BRCA and beyond, ein wichtiger Überblick zur genetischen Testung von Professor Christian Singer, wird zudem auch therapeutisch immer interessanter. Wir wissen einerseits, dass ungefähr 3 % aller Patientinnen BRCA1/2-positiv sind. Gleichzeitig wissen wir aber auch, dass ungefähr 8–10% aller Mammakarzinome z. B. aufgrund einer Familienanamnese offensichtlich genetisch bedingt sein müssen, d. h. es müssen noch mehr Gene vorhanden sein. Wir haben erste dringende Kandidatengene identifiziert, und neue Bestimmungsmethoden mit Hilfe eines Pan-Genpanels werden darüber weiter Aufschluss geben.
Die Frage der HER2-Deeskalation wird im Beitrag von Frau Professor Marija Balic diskutiert. Deeskalation ja, wann immer es möglich ist: Der beste Chirurg ist der, der weiß, wann er nicht schneidet. Der beste Onkologe ist der, der weiß, wann er eine toxische Therapie nicht verabreichen muss – allerdings basierend auf klinischen Studiendaten und nicht auf Basis einer emotionalen Entscheidung.
Klassische und/oder genomische Pathologie ist das Thema des Beitrags von Professor Sigurd Lax, der eine interessante Frage stellt, nämlich ob die Zukunft in einer Weiterentwicklung der genomischen Tests oder in einer selektiven Targetsuche mittel Next Generation Sequencing (NGS) liegen wird. Für den Moment ist beides relevant, à la longue vermute ich wird es NGS sein, aber diese Methode muss genauso überprüft sein und mit den klinischen Ergebnissen korreliert werden. Die Herausforderung ist, dass wir heutzutage früher über die Methoden verfügen als wir über deren Indikation Bescheid wissen. Der Marktdruck auf den Therapeuten spielt dann bei der Suche nach der Indikation für diese oft teuren Verfahren eine gewisse Rolle.
Last, but not least: Immuntherapie des Mammakarzinoms. Ein Beitrag von Dr. Gabriel Rinnerthaler, noch vor dem ESMO geschrieben und aktuell durch die ESMO-Berichterstattung ergänzt. Man kann ohne Zweifel festhalten: ein großer Schritt vorwärts. Vergleichbar in meinen Augen mit der Anti-HER2-Therapie Ende der 1990er Jahre. Wir haben damals mit Trastuzumab einen Überlebensvorteil von 10 Monaten erzielt und sehen heute mit Atezolizumab einen Benefit in der gleiche Größenordnung …
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen spannende Anregungen bei der Lektüre dieser überaus engagiert verfassten Beiträge des aktuellen Focus von Spectrum Onkologie mit dem Thema Mammakarzinom.