„In einem Umfeld von Restriktionen und Rationierungen ist der größte Conflict of Interest heutzutage eigentlich der, als Arzt für seine Patienten einzutreten.“ Mit sinngemäß diesen Worten hat Primarius Univ.-Prof. Dr. Richard Greil rezent einen Vortrag in Wien eingeleitet.
Allerdings haben wir in Österreich äußerst günstige Voraussetzungen. Primarius Greil: „Der Patient hat juristisch garantierte Rechte auf einen optimalen Zugang zur optimalen Behandlung. In Wahrheit ist es eine Arzt-Patienten-Entscheidung.“ Man muss derzeit davon ausgehen, dass jeder 2. Mann und jede 3. Frau im Laufe des Lebens an Krebs erkrankt, jeder 4. Mann und jede 5. Frau stirbt derzeit an Krebs. Es gibt keine Erkrankung mit einem größeren vorzeitigen Verlust von Lebensjahren. Es haben sich aber dramatische Veränderungen ergeben. Primarius Greil: „Wenn vor 40–50 Jahren weniger als 50 % aller Menschen mit neu diagnostizierten Krebserkrankungen 1 Jahr lang überlebten, so sind heute weniger als 1 % aller an Krebs erkrankten Menschen weniger als 1 Jahr lang am Leben.“
Aktuell sinkt die Krebssterblichkeit um etwa 1,8 % jährlich, wobei der größte Teil des Fortschritts dem Einsatz medikamentöser Therapien zu verdanken ist. Stand 2018 sollen sich 1.200 neue Onkologika in Entwicklung befinden, von denen ein Teil an die Oberfläche dringen wird.
Etwas, das zu denken geben kann, ist, dass sich Österreich von der sprichwörtlichen (oder auch tatsächlichen) Nr. 1 in Europa, was den raschen Zugang zu Medikamenten betrifft, weg entwickelt. Wenn es in den frühen 2000er Jahren nur 88 Tage gedauert hat, bis ein zugelassenes Medikament für Patienten refundiert zugänglich war, so ist diese Zeitspanne in den Jahren 2014–2016 auf 329 Tage angewachsen. Diese Zahlen suggerieren einen Rückgang von Platz 1 auf Platz 8 (hinter Großbritannien). Primarius Greil: „Wenn man dazurechnet, dass die EMA Medikamente etwa ein Jahr nach der FDA zulässt, kommt man auf zwei Jahre Verzögerung für Innovationen, was durchaus relevant ist und zum Schluss führt, dass nur die Teilnahme an Studien die gute Position Österreichs im onkologischen Bereich wahren lässt.“ Es gibt in ganz Österreich eine umfangreiche Anwendung neuer Substanzen in Studien, und zwar lange vor der Anwendung in der klinischen Praxis und damit einer Budgetierung über die verschiedenen Träger. In Salzburg soll dieser Gegenwert an Medikamenten im Rahmen klinischer Studien in den Jahren 2003–2019 über 81 Millionen Euro betragen haben und innerhalb der AGMT in den Jahren 2008–2017 rund 45 Millionen Euro.
Wir haben den Weltkrebstag 2020 als Anlass genommen, um Presseaussendungen onkologischer Zentren zu sammeln und damit auf aktuelle Leistungen und Herausforderungen hinzuweisen. Wir möchten bei dieser Gelegenheit die Vision der Initiative „Wir besiegen Krebs.at“ in den Mittelpunkt stellen, nämlich dass im Jahr 2050 in Österreich niemand mehr an Krebs sterben soll.