In dieser sehr herausfordernden Zeit ein Editorial zu schreiben ist schwierig, überschattet von COVID-19. Unser aller Leben verändert sich gerade, und wir wissen nicht, für wie lange. Die Kommunikation ändert sich, und wer wie ich ein Mensch ist, der persönliche Kontakte sehr schätzt, muss adaptieren. Ich hätte vor einigen Wochen Keynote-Sprecher bei einer Veranstaltung in Salzburg sein sollen: über Wochenenden hinweg Vorbereitungen. Die Highlights vom diesjährigen ASCO GU – abgesagt! Viele für uns wichtige internationale Kongresse werden vorerst verschoben, und es bleibt zu hoffen, dass diese nachgeholt werden können. Abgesagte nationale Veranstaltungen. Inzwischen wird auf Hochtouren an – wie ich sage: „künstlichen“ – Alternativen gearbeitet, von Online-Meetings, Videokonferenzen bis hin zu Webinars. Wir müssen adaptieren.
Im Folgenden möchte ich Ihnen Informationen zukommen lassen, die noch auf Kongressen zu hören waren. Ich beginne mit dem Deutschen Krebskongress im Februar in Berlin. Es herrscht Unmut. Ich weise in diesem Zusammenhang auf einen großartigen Beitrag in der Online- Ausgabe der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) (27. 2. 2020) hin: Krebsprävention: Vorbeugen ist immer noch nicht sexy. Beschrieben wird die Sitzung zum „Aufbau eines Nationalen Krebspräventionszentrums“ in einem beschämend leeren Saal und zu einer beschämend späten Uhrzeit und zum einmal mehr weit ins Abseits gestellte Thema Krebsprävention. Der Sprecher: kein Geringerer als der wissenschaftliche Vorstand am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Michael Baumann („Insgesamt 50 bis 75 Prozent der weltweiten Sterblichkeit an Krebs wäre vermeidbar“). Leider ist Vorbeugung weder finanziell attraktiv noch verspricht es Reputation.
Einen Versuch wagt Peter Albers, Direktor der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, und skizziert, was mit Vorbeugung möglich werden soll. Er entwickelt mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe eine Strategie mit dem Ziel der individualisierten Prävention von Prostatakrebs. Wie das funktionieren soll? Ziel ist eine mit künstlicher Intelligenz interpretierte Kombi-Analyse, die sich aus molekularen Parametern wie PSA und neuen Urinmarkern sowie bildgebenden Verfahren und klinischen Daten zusammensetzt. Es sollen damit früher und gezielter als bisher unnötige, risikoträchtige Biopsien vermieden sowie Befunde sicherer abgeklärt werden. Es wäre ein spannendes Studiengebiet für junge Kollegen!
Spannend und zugleich höchst relevant sind die drei Beiträge im vorliegenden FOCUS zum Prostatakarzinom. Hier wird sehr konkret auf den Status quo beim PSA eingegangen, dem weltweit am häufigsten verwendeten Biomarker für die Prostatakarzinom-Detektion. Daneben haben in den letzten Jahren aber auch das mpMRT und eine Vielzahl von serum- und/oder urinbasierten Markern ihre Wirksamkeit in der PCa-Diagnostik bewiesen.
Kombinieren heißt es auch im Fall der wirksamen Immuntherapien. Damit hier die Ansprechraten noch besser werden, laufen viele Kombinationsstudien (z. B. mit TKI beim Nierenzellkarzinom oder dem Anti-Wirkstoff-Konjugat Enfortumab Vedotin beim Blasenkarzinom). Kombinieren lässt es sich aber auch auf anderem Weg, so wurden etwa beim ASCO GU zwei klinische Studien vorgestellt, welche die Effekte einer stereotaktischen Bestrahlung während einer Immuntherapie beim Nierenzellkarzinom untersuchten.
Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, es tut sich viel, und COVID-19 viel mit uns. „What is possible, what is necessary?“ – eine tägliche Frage. „Imaging of CRPC – what is possible, what is necessary?“, hätte mein Vortrag im Rahmen des EAU 2020 gelautet. Eine Präsenzveranstaltung wird es heuer nicht geben. Es ersetzt ein virtuelles Format.
Bleiben Sie gesund!