Bis Ende 2014 soll eine neue Ausbildungsordnung für Fachärztinnen und Fachärzte aller Richtungen stehen. Die Vorarbeiten dazu wurden im Jänner dieses Jahres gestartet. Dr. Peter Niedermoser hat als Vorsitzender des Bildungsreferats der Österreichischen Ärztekammer grundsätzliche Vorschläge für eine Weiterentwicklung präsentiert. Erstmals sollte nach diesem Vorschlag eine Art Modularsystem in Kraft treten: Eine Basisausbildung für den Erwerb der Grundkompetenz in einem Fach. Zusätzlich sollten Module mit speziellen Schwerpunkten kommen. Die Kandidaten sollten nach Niedermosers Vorschlag 3 aus 6 möglichen Modulen auswählen. Die wissenschaftlichen Gesellschaften wurden eingeladen, bis Ende September dieses Jahres ihre Vorschläge über die künftigen Ausbildungsinhalte abzugeben.
Dr. Lothar Fiedler, Obmann der Fachgruppe Innere Medizin in der Österreichischen Ärzte- kammer, strebt im Interesse der jungen Kolleginnen und Kollegen ein Modell an, das mehr Flexibilität bringen würde. Die bisherige Ausbildung bliebe dabei im Prinzip erhalten. Natürlich hat er dabei in erster Linie die Ausbildung künftiger Ärzte für Innere Medizin im Auge: „Junge Kollegen sollten sofort eine Ausbildungsstelle für ein Sonderfach antreten können, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet.“ Unter „Sonderfach“ sind dabei bisherige Additivfächer zu verstehen. Aus der Praxis weiß man, dass oft lange auf eine Ausbildungsstelle in einem Sonderfach gewartet werden muss. Wer heute seinen Facharzt noch nicht abgeschlossen hat, muss eine plötzliche Chance auf eine Ausbildung etwa in Kardiologie oder Nephrologie an sich vo – rüberziehen lassen. Erst wenn die vollen 6 Jahre absolviert sind, kann man an ein Additivfach denken.
Fiedlers Modell für die innere Medizin sieht dem Grunde nach so aus: Alle Kandidaten müssten durch einen Common Trunk von 3 Jahren gehen. Innerhalb dieser Periode erwerben sie nach einem Jahr ihre Approbation. Dieses erste Jahr könnte beispielsweise 6 Monate innere Medizin und 6 Monate Chirurgie enthalten. Danach hätten die jungen Kollegen eine Berufsberechtigung als Allgemeinmediziner, aber noch keine Möglichkeit, eine Kassenstelle anzutreten. Wichtig wäre, dass sie mit der Approbation ein Basisdiplom erhalten, das ihnen die Möglichkeit eröffnet, auch in einem anderen EU-Land tätig zu werden.
Nach dem Common Trunk sollten sie eine Wahlmöglichkeit haben: die Fortsetzung ihrer Ausbildung in innerer Medizin, um danach nach insgesamt 6 Jahren Facharzt und „Allgemeininternist“ zu sein – oder sich in diesem 2. Abschnitt zu spezialisieren. Es könnte beispielsweise das Teilgebiet Kardiologie gewählt werden, so sich die Chance dazu auftut – jetzt ein Additivfach, dann ein „Sonderfach“. Nach Abschluss dieser zweiten 3 Jahre und damit nach insgesamt 6 Jahren wären die jungen Spezialisten Fachärzte für Kardiologie, für Nephrologie, für Pulmologie usw. Jemand, der den traditionellen Weg wählt, wäre nach 6 Jahren Facharzt für Innere Medizin.
Beiden Gruppen sollte danach die Möglichkeit geboten werden, in weiteren 2 Jahren das nachzuholen, was sie bisher nicht absolviert haben. Allgemeininternisten könnten zusätzlich Facharzt in einem Sonderfach werden, „Spezialisten“ könnten die Ausbildung in allgemeiner innerer Medizin nachholen. Fiedler sieht darin für die Ärzte und für das Gesundheitssystem Vorteile. Ärzte, die ohnehin nur zu einem Spezialgebiet tendieren, könnten ihre Ausbildungszeit auf 6 Jahre verkürzen. Innerhalb der Ausbildung würde es zu mehr Rotation und damit zu mehr Erfahrungsaustausch kommen. Fiedler: „Die Ausbildung würde dadurch verbessert.“
Fiedlers Anliegen ist es, den jungen Ärzten mehr Möglichkeiten als bisher zu geben, ihre Ausbildung in vernünftiger Zeit abzuschließen. Die Gefahr, dass damit zu viele Spezialisten und zu wenige Allgemeininternisten „produziert“ würden, sieht Fiedler nicht: „Für ein Primariat oder für die Niederlassung sollte die allgemeine Interne Pflicht sein.“ Wer bei seinem Sonderfach bleiben will, könnte damit nur in einem Spital und dort maximal als Oberarzt arbeiten. Er appelliert, bei allen Überlegungen vor allem an die Entwicklungsmöglichkeiten der jungen Kollegen und Kolleginnen zu denken. „Die Änderung der Ausbildungsordnung ist nicht für das internistische Establishment, sondern für unsere künftigen Internisten gedacht“, gibt er die Richtung vor.