CONTRA: Erst nach strenger Indikationsstellung anbieten

Weniger als die Hälfte der medikamentös behandelten Hypertoniker erreichen das Blutdruckziel, d. h. Blutdruckwerte unter 140/90 mmHg. Häufig liegt dies an zu geringen Dosierungen der antihypertensiven Substanzen oder daran, dass keine ausreichenden Kombinationstherapien verordnet werden. Nach einer gebräuchlichen Definition liegt eine therapieresistente Hypertonie vor, wenn die Blutdruckzielwerte trotz einer antihypertensiven Kombinationstherapie aus 3 verschiedenen Medikamentenklassen, die optimal dosiert sind und ein Diuretikum inkludieren, nicht erreicht werden. Diese Patienten werden oft als „nicht einstellbar“ eingestuft.
Man schätzt, dass beruhend auf der Ordinationsmessung, etwa 15 % der Hypertoniker therapieresistent sind. In ausgewählten Patientenpopulationen mit unterschiedlichen Komorbiditäten (manifeste Endorganschäden wie Linksherzhypertrophie oder chronische Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Adipositas, Atherosklerose, erhöhte Gefäßsteifigkeit) bzw. in höherem Alter kann der Prozentsatz noch höher sein.
Mit der renalen Sympathikusdenervierung steht nun ein interventionelles Verfahren zur Verfügung, welches derzeit zur Therapie von nicht kontrollierbaren, d. h. therapieresistenten Hypertonikern eingesetzt werden kann.
Sollen nun alle Patienten, die trotz einer Dreifachtherapie Blutdruckwerte unter 160/90 mmHg nicht erreichen, dieser Therapieform zugeführt werden?

Langzeitdaten fehlen: Ich denke, zum jetzigen Zeitpunkt ist Zurückhaltung angezeigt. Eine Erfahrung mit der Methode ist bereits vorhanden und die Komplikationsrate während des Eingriffs offensichtlich gering. Allerdings liegen bei dieser neuen Therapieform noch keine Langzeitdaten vor, die zeigen, dass die Blutdrucksenkung dauerhaft ist, d. h. auch nach 5 Jahren und danach anhält. Auch wenn die Thermoablation unmittelbar keine sichtbaren Veränderungen an den Nierenarterien hinterlässt, konnten Erfahrung über Langzeit-Gefäßveränderungen noch nicht gesammelt werden.

 

 

Therapieresistenz genau evaluieren: Unabhängig von diesen prozeduralen Überlegungen bleibt bei jedem Patienten der Nachweis einer therapieresistenten Hypertonie zu führen und mögliche Ursachen einer Missinterpretation (Tab.) auszuschließen. Erst wenn gesichert ist, dass die Therapie trotz intensiver Maßnahmen nicht erfolgreich ist, kann ein interventioneller Eingriff überlegt werden. Dies bedeutet, dass die renale Sympathikusablation erst nach genauer Evaluierung des einzelnen Patienten und erst nach strenger Indikationsstellung als Therapieoption angeboten werden soll.

 

FACT-BOX
Bei nur etwa 15 % der Hypertoniker besteht eine nicht einstellbare, therapierefraktäre Hypertonie. Eine Vielzahl von Faktoren kann Ursache für einen fehlenden Therapieerfolg sein. Nur durch eine genaue Evaluierung können patienten- und arztbedingte sowie andere interferierende Ursachen festgestellt werden. Sollte nach Ausschluss aller therapiegefährdenden Ursachen eine erfolgreiche Blutdruckkontrolle nicht möglich sein, kann eine interventionelle Behandlung überlegt werden.