Bewegung ist ein zentrales Thema für Patienten mit rheumatischen Erkrankungen. Neben den allgemeinen positiven Effekten von regelmäßiger Bewegung stellt sich natürlich auch die Frage nach Effekten auf die rheumatischen Erkrankungen sowie nach den spezifischen Anforderungen hinsichtlich Art, Intensität, Frequenz und speziellen Vorsichtsmaßnahmen.
Allgemeine Empfehlungen: Regelmäßige körperliche Bewegung kann bei Rheumapatienten Schmerzen reduzieren, die Funktion verbessern oder erhalten und insgesamt Stimmung und Lebensqualität erhöhen. Als Nebeneffekt wirkt sich regelmäßige Bewegung positiv auf Gewicht, Herz- Kreislauf-System und Glukosestoffwechsel aus.
Die aktuellen Empfehlungen des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) definieren als Grundprogramm für Patientinnen und Patienten mit Gelenkerkrankungen die Intensität und Dauer des Trainings (Tab.)
Für das aerobe Training eignen sich vor allem „Low impact“-Sportarten wie z. B. Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking und Wassergymnastik. Muskelkräftigung kann mittels Gewichtstraining, Freiübungen, Trainingsbändern oder auch schwerer Gartenarbeit erreicht werden. Die Balance kann z. B. mit Tai-Chi verbessert werden.
Insbesondere bei vorher wenig aktiven Rheumapatienten ist es ratsam, langsam zu beginnen und auch langsam die Intensität zu steigern. Auch wenn die Arthritissymptome transient zunehmen, sollten die Patienten versuchen, aktiv zu bleiben und das Trainingsprogramm zu modifizieren. Es sollten primär „gelenkfreundliche“ Sportarten und Aktivitäten wie z. B. Schwimmen ausgeübt werden. Sicherheit ist ein wichtiges Thema: Spezielle Übungsgruppen sind für untrainierte Rheumapatienten sicherlich ein guter Beginn. Das Trainingsprogramm sollte auch unter fachlich qualifizierter Hilfe und Anleitung entstehen und überwacht werden.
Degenerative Gelenkerkrankungen (Arthrose): Die so genannten nicht-pharmakologischen Therapiemaßnahmen sind für Arthrosen aller Gelenke sehr wichtig. Insbesondere im Bereich der Gon- und Coxarthrose gibt es zunehmend evidenzbasierte Empfehlungen (z. B. OARSI, Osteoarthritis Research Society International). Bei beiden Arthroseformen sind Bewegungsprogramme wie oben angeführt sinnvoll. Wasserbasierte Therapieformen eignen sich sehr gut. Naturgemäß sollten vor allem Bewegungsprogramme, die die großen Gelenke nicht übermäßig belasten, ausgewählt werden. Ob bei der Fingerpolyarthrose Bewegungsübungen alleine zu einer Verbesserung führen, ist nicht klar, wird aber zumindest in Kombination mit Gelenkschutzmaßnahmen empfohlen.
Entzündliche Gelenkerkrankungen: Die früher ausgesprochene Empfehlung, entzündete Gelenke ruhigzustellen, ist heute obsolet. Selbst in Phasen entzündlicher Aktivität sollen die Patienten mit entzündlichem Gelenkrheuma aktiv bleiben, wenngleich die Art der Bewegungsübungen dann natürlich adaptiert wird. Die allgemeinen Empfehlungen der CDC sind auch bei entzündlichem Rheuma gültig, wobei auch hier „High impact“-Sportarten eher zu meiden sind. Wichtig sind neben aerobem Training auch Dehnungsübungen und Übungen zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit. Auch Balanceübungen zur Verbesserung der Propriozeption sind sehr wichtig, insbesondere bei Patienten mit erhöhtem Sturzrisiko.
Fibromyalgie: Die Fibromyalgie (syn. Weichteilrheuma) ist für die Patienten als auch für die behandelnden Ärzte eine große Herausforderung. Kürzlich wurde die interdisziplinäre Leitlinie „Definition, Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie des Fibromyalgiesyndroms“ aktualisiert. Die Wichtigkeit des Ausdauertrainings geringer bis mittlerer Intensität (z. B. schnelles Spazierengehen, Radfahren, etc.) mindestens 2–3-mal pro Woche für mindestens 30 Minuten wird betont. Weiters sollte auch 2-mal wöchentlich ein Funktionstraining (Trocken-/Wassergymnastik) durchgeführt werden. Die Kombination von Ausdauertraining mit Entspannungsverfahren wird ebenso empfohlen wie meditative Bewegungstherapien (z. B. Tai-Chi).