Liebe Leserinnen und Leser! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Epidemien können die Welt verändern, das war beispielsweise 1918 so, als rund um den Globus 50 Millionen Menschen an der Spanischen Grippe verstarben (H1N1-Virus). Es scheint die Österreicher wenig zu beeindrucken, dass in diesem Winter bereits etwa 250.000 Menschen an Influenza erkrankt sind (hauptsächlich H3N2) und dass die Mortalität auf 1 % geschätzt wird, denn weniger als 20 % der Bevölkerung lassen sich gegen Grippe impfen. Das neue Coronavirus (COVID-19 oder 2019 nCoV) hat aber binnen kurzer Zeit die Welt verändert und eine Pandemie ausgelöst. Derzeit liegt die Mortalität in Österreich bei nur 0,5 %, aber eine mehrprozentige Mortalität wurde aus China, aus Südkorea, dem Iran und auch aus Italien gemeldet. Eine Welle von Absagen fegt über das Land hinweg, das öffentliche Leben kommt zum Erliegen, und alle sind gespannt, wie es jetzt weitergeht. Der wirtschaftliche Schaden ist gigantisch. Ich hoffe, dass unser Kollege und Doyen der österreichischen Infektiologie, Professor Wolfgang Graninger, recht hat, wenn er sagt: „Das Coronavirus kann uns den Buckel hinunterrutschen.“ Das würde Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität bedeuten.
Der Fokus dieser Ausgabe widmet sich der Pneumologie, wobei wir diesmal an die seltenen Lungenerkrankungen erinnert werden. Professor Pohl hat interessante Beiträge zusammengestellt – darunter finden wir die Diagnosen, die wir auch bei unseren Grazer klinisch-pathologischen Konferenzen, bei denen seltene und interessante Fälle zur Diskussion kommen, antreffen (siehe Seite der Gesellschaft, 6–7), z. B.: Lymphangioleiomyomatose, Histiozytose X (Langerhans), α-1-Antitrypsinmangel, Alveolarproteinose, idiopathische Lungenhämosiderose etc. „Wer das Seltene kennt, kann auch das Häufige und Einfache gut diagnostizieren“, hat einmal einer meiner Lehrer gesagt.
Eines ist für die Lungenfachärzte auch noch interessant: Wir haben in Österreich neuerdings durch die Änderung der Tabakgesetze doch Fortschritte gemacht. Bei den Bemühungen um eine Tabakprävention (Tobacco Control Scale) waren wir vor drei Jahren noch Schlusslicht von insgesamt 36 Ländern, jetzt sind wir auf Platz 20 aufgerückt, und die Schweiz und Deutschland liegen am Ende. Am meisten Prävention gibt es in Großbritannien, Frankreich und Irland, wo man bei allen wichtigen Faktoren – Zigarettenpreise, Rauchverbot an öffentlichen Orten, Werbeverbot und Gesundheitswarnung – besonders konsequent ist.
Auf dass uns der Frühling und der Osterhase von dieser großen Beeinträchtigung durch das Coronavirus bald befreie!